„Ich empfinde Dankbarkeit für das Vertrauen“ – Abschied von Angela Merkel

„Ich empfinde Dankbarkeit für das Vertrauen“ – Abschied von Angela Merkel

Am Donnerstag, den 2. Dezember, fand der Große Zapfenstreich zur Würdigung von Angela Merkel, die sich nun nach 16 Jahren vom Amt der Bundeskanzlerin Deutschlands verabschiedet hat. Die feierliche Zeremonie, vorbehalten vor allem für die Streitkräfte und Persönlichkeiten die die höchsten Funktionen bekleiden, fand im Hof des Bendlerblocks in Berlin.

„Wenn ich heute hier vor Ihnen stehe“, stellte sie zu Anfang ihrer Abschiedsrede fest, „dann empfinde ich vor allem dieses: Dankbarkeit und Demut – Demut vor dem Amt, das ich so lange ausüben durfte; Dankbarkeit für das Vertrauen, das ich erfahren durfte. Vertrauern, das ist mir bewusst, ist das wichtigste Kapital in der Politik. Es ist alles andere als selbstverständlich”.

In ihren Worten blickte sie auf die „ereignisreichen und oft sehr herausfordernden Jahre. Sie haben mich politisch und menschlich gefordert. Und zugleich haben sie mich immer auch erfüllt.“

Besonders würdigte sie bei ihrer Rede die Ärztinnen und Ärzte, die stets gegen die Coronapandemie kämpfen. Bewusst dieser und anderen Herausforderungen, vor denen jetzt Deutschland und Europa stehen, unterstrich sie:

Unsere Demokratie lebt von der Fähigkeit zur kritischen Auseinandersetzung und zur Selbstkorrektur. Sie lebt vom steten Ausgleich der Interessen und von dem Respekt voreinander. Sie lebt von Solidarität und Vertrauen, dem Übrigen auch von dem Vertrauen in Fakten und davon, dass überall da, wo wissenschaftliche Erkenntnis geleugnet, Verschwörungstheorien und Hetze verbreitet werden, Widerspruch laut werden muss. Unsere Demokratie lebt auch davon, dass überall da, wo Hass und Gewalt als legitimes Mittel zur Durchsetzung eigener Interessen erachtet werden, unsere Toleranz als Demokratinnen und Demokraten ihre Grenze finden muss.

Zum Schluss fielen auch Dankesworte an die Mitarbeiter, von denen sich Frau Merkel verabschieden wollte. Dabei fehlten auch nicht die Wünsche, gerichtet an ihren Nachfolger und die sich bildende Bundesregierung; es war einer Art Botschaft, die die scheidende Bundeskanzlerin hinterließ:

Ich möchte dazu ermutigen, auch zukünftig die Welt immer auch mit den Augen des anderen zu sehen. Also auch die manchmal unbequemen und gegensätzlichen Perspektiven des Gegenübers wahrzunehmen, sich für den Ausgleich der Interessen einzusetzen. (…) Hierfür wünsche ich Ihnen, lieber Olaf Scholz, und der von Ihnen geführten Bundesregierung alles, alles Gute, eine glückliche Hand und viel Erfolg. Ich bin überzeugt, dass wir die Zukunft auch weiterhin dann gut gestalten können, wenn wir uns nicht mit Missmut, mit Missgunst, mit Pessimismus, sondern, wie ich vor drei Jahren in einem anderen Rahmen gesagt habe, mit Fröhlichkeit mm Herzen an die Arbeit machen. So jedenfalls habe ich es immer für mich gehalten. In meinem Leben der DDR. Und erst recht und umso mehr unter den Bedingungen der Freiheit. Es ist diese Fröhlichkeit im Herzen, die ich uns allen und im übertragenen Sinne unserem Land auch für die Zukunft wünsche. Ich danke Ihnen vom Herzen.

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