Man sollte jetzt eigentlich über das Attentat auf Trump schreiben, von dem ich persönlich glaube, dass es bereits über seinen Sieg bei den US-Wahlen entschieden hat, oder über die Ablehnung eines linken Gesetzentwurfs zum Abtreibungsrecht durch den Sejm, was ich nicht als Niederlage für die Regierungskoalition betrachte. Ich werde jedoch über ein Oberschlesien schreiben, mit dem wir weniger vertraut sind. Vor Kurzem schrieb ich über Bischof Nathan und seine Stadt der Barmherzigkeit in Branitz. Nur 15 km von dort entfernt liegt Troppau/Opava, die historische Hauptstadt des Teils von Oberschlesien, der nach der Eroberung Schlesiens durch Preußen bei Österreich verblieb, nach dem Ersten Weltkrieg Teil der Tschechoslowakei wurde und heute zu Tschechien gehört.
Obwohl es in Troppau selbst und in der Umgebung keine zweisprachigen Ortsschilder gibt, sind deutsche Inschriften an Straßenkreuzen dort nicht „weggemeißelt“ worden. Gegenüber einem der Gebäude der Schlesischen Universität, in einem vernachlässigten Postgebäude, steht über zwei Nischen die Aufschrift „Öffentliche Fernsprechstelle. Troppau 1929“, was darauf hinweist, dass bereits nach der Gründung der Tschechoslowakei das staatliche Postamt des Landes sowohl die deutsche Sprache als auch den deutschen Namen Troppau verwendete. Zur gleichen Zeit wurde im Kattowitzer Teil Oberschlesiens nach 1922 alles polonisiert, obwohl ihm durch das Organische Statut der Woiwodschaft Schlesien vollmundig eine Autonomie zugestanden wurde. Und im heutigen Troppau, auf dem ehemaligen Niederring, gibt es ein Restaurant mit genau diesem deutschen Namen, wo man eine Rechnung mit der Überschrift „Niederring Troppau“ erhält!
Dieser Respekt vor dem deutschen Erbe besteht trotz der Tatsache, dass es eher schwierig ist, sich auf Deutsch zu verständigen. Aber man muss sich auch nicht immer des Englischen bedienen oder sich darauf verlassen, dass die polnische Sprache verstanden wird, denn … die Barriere verschwindet schnell, wenn man die schlesische Mundart benutzt. Die Damen, die wir im nahe gelegenen Groß Hochschütz/Velké Hostenice getroffen haben, sagten freudig: „godocie po naszymu“. Dort besuchte ich den Friedhof, der normalerweise die beste Lektion in der Geschichte eines Ortes ist. Dort befindet sich das Grab der Familie von Matuschka. Aus dieser bekannten schlesischen Familie stammte der Landrat von Lublinitz, Guttentag und dann Oppeln. Außerdem gibt es ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Die Namen klingen vertraut: Adamietz, Schaffartzik, Pospiech oder Nawrat. Aber auch Alker, ein Name, den ich auf dem Friedhof in Branitz fand. Es lohnt sich, dort zu erleben, wie das Schlesiertum, verschmolzen mit dem Deutschtum, die heutigen, zum Glück nur noch symbolischen, Grenzen überschreitet. Ich empfehle Ihnen, einmal diese unweit liegenden Gefilde zu besuchen.
Bernard Gaida