Stellungnahme des SKGD-Vorstandes im Oppelner Schlesien zur Bewerbung Oppelns um den Titel Kulturhauptstadt Europas 2029

Stellungnahme des SKGD-Vorstandes im Oppelner Schlesien zur Bewerbung Oppelns um den Titel Kulturhauptstadt Europas 2029

Der SKGD-Vorstand im Oppelner Schlesien hat mit großem Interesse die Tatsache zur Kenntnis genommen, dass die Stadt Oppeln sich um den Titel der Kulturhauptstadt Europas im Jahr 2029 bewerben will. Wie man auf der offiziellen Website der Stadt lesen kann: „Die Stadt bereitet in Zusammenarbeit mit kulturellen Einrichtungen einen Antrag vor, der ein reichhaltiges Programm an kulturellen Veranstaltungen und Projekten beinhaltet, das bis zum 15. September bei den Organisatoren des Wettbewerbs eingereicht wird“. Der Stadtpräsident, Arkadiusz Wiśniewski, informiert: „In unserem Antrag wollen wir die wichtigsten Vorzüge Oppelns hervorheben: Nähe der Beziehungen zwischen den Menschen, Multikulturalität, Liedtradition, und vor allem auch ein attraktives und umfangreiches kulturelles Angebot, das ein breites Publikum erreicht kann, unabhängig vom Alter. Bei uns ist alles in der Nähe! Wir vereinen Künstler, Kulturschöpfer und Kulturanimateure durch Vielfalt und Toleranz, Respekt und Akzeptanz von Unterschiedlichkeit“.

In diesem Zusammenhang möchten wir darauf hinweisen, dass die, in der Mitteilung der Stadt angesprochene kulturelle Viellfallt, deren unverzichtbarer Bestandteil im Falle der Stadt Oppeln die schlesisch-deutsche Kultur ist, der Region nicht für immer gegeben ist. Das Überleben unserer schlesischen Identität, Multikulturalität und Mehrsprachigkeit ist heute am stärksten, seit den demokratischen Veränderungen in Polen 1989/1990, bedroht. Die systematische Diskriminierung von Kindern, die Deutsch als Minderheitensprache lernen, und die damit verbundene Einschränkung des Zugangs zum Lernen der Minderheitensprache ist der aktuellste Beweis dafür. Die Vergrößerung der Stadt Oppeln im Jahr 2017 und anschließend das Entfernen von Symbolen der Zweisprachigkeit in Form von zweisprachigen Ortsnamen in 8 der 12 an Oppeln angeschlossenen Ortschaften, ist ein weiteres Beispiel für Probleme, mit denen sich die Multikulturalität in der Region abmüht.

Dennoch sehen wir die Bewerbung Oppelns um den Titel der Kulturhauptstadt Europas auch als Chance, auf das Hervorheben, aber auch zumindest teilweise auf den Wiederaufbau dessen, was im Rahmen der Multikulturalität in den letzten Jahren vernachlässigt wurde und damit direkt in seiner Existenz bedroht ist. In diesem Zusammenhang sehen wir es positiv, dass der Stadtbürgermeister ab dem neuen Schuljahr eine Stunde Deutsch als Minderheitensprache gewährleistet. Wir hoffen, dass es in naher Zukunft möglich sein wird, zu Vollzeitstunden zurückzukehren und dass die deutsche Sprache ein Vorzug der Stadt und der Region bleibt. Wir appellieren auch, die Einführung zweisprachiger Ortsnamen in den Ortschaften zu erwägen, in denen die bisherigen Ortsnamen zweisprachig waren. Wir möchten auch ermutigen, mit der Stadt Sibiu/Hermannstadt in Rumänien, die 2007 Kulturhauptstadt Europas war, in Kontakt zu treten. Diese Stadt beruht unter anderem auf der jahrhundertelangen Präsenz der deutschen Minderheit in der Region. In diesem Zusammenhang vermitteln wir, als deutsche Minderheit, gerne Kontakte. Wir sind auch offen für die Bereicherung des kulturellen Angebots der Stadt im Rahmen des zu erstellenden Bewerbungsformulars. Erfahrungen von 20 Jahren der Deutschen Kulturtage im Oppelner Schlesien zeigen am besten, dass die kulturelle und sprachliche Erbe der Stadt und der Region heute unser gemeinsames regionales Erbe ist, unabhängig von Herkunft und Nationalität.

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