Nach langer Krankheit starb der gebürtige Marienburger Bodo Rückert − ein großer Liebhaber der Stadt.
Als der 1937 geborene Bodo Rückert die Stadt Malbork verlassen musste, war er erst sieben Jahre alt. Doch das alte Marienburg blieb in seiner Erinnerung und in den zahlreichen Erinnerungsstücken, die er im Laufe der Jahre gesammelt und aufbewahrt hatte. Von dem Moment an, als er nach fast einem halben Jahrhundert zum ersten Mal wieder hierher kam, besuchte er Malbork bereits regelmäßig. Mit der deutschen Minderheit verbunden, unterstützte er sie jahrelang. Im Laufe der Jahre seiner regelmäßigen Besuche schloss er viele Freundschaften in der Stadt und sein erinnerungsvolles kleines Archiv ging an das Stadtmuseum Malbork.
„Er war mit Malbork verbunden, weil er in hier geboren wurde und hier in seiner Kindheit lebte“, erinnert sich Ruth Schlingeloff, die jahrelang mit ihm zusammenarbeitete, Mitgliederin der Gesellschaft der deutschen Minderheit Stadt Marienburg und Umgebung. „Er war ein sehr guter Mann und hatte ein riesiges Herz. Er half Menschen und organisierte Hilfstransporte zu den Krankenhäusern. Er war von unschätzbarem Wert; es ist schwer, Dankesworte für ihn zu finden. Malbork hat einen verdienten Mann verloren.“
Und einen äußerst aktiven, da Bodo Rückerts Aktivitäten bei der Sammlung von Erinnerungsstücken noch nicht zu Ende waren: Er organisierte Hilfstransporte nicht nur zum Krankenhaus, sondern auch zum Sozialheim und zu einem Obdachlosenzentrum. Auch dank ihm erhielt eine Schule in Malbork ein Möbeltransport. 2009 bemühte sich Bodo Rückert als Vertreter des Heimatkreises Marienburg um würdige Beisetzung eines Massengrabes aus Kriegszeiten, das in Malbork entdeckt wurde. Seine letzte Initiative war die Organisation einer Spendenaktion zur Wiederherstellung der Madonna-Figur in der Marienburger Burg.
„Von Anfang an war er eine Unterstützung und ein guter Geist für uns“, heißt es im offiziellen Profil des Marienburger Stadtmuseums. Mit gespendeten Erinnerungsstücken bereitet das Museum eine Ausstellung vor.
Mehr über Bodo Rückert:
Malbork1: Bodo Rueckert kończy 80 lat.
Malbork nasze miasto: Nie żyje Bodo Rueckert, były mieszkaniec Malborka. Miasto straciło swojego wielkiego przyjaciela z Niemiec.
Ostdeutsches Diskussionsforum: Die Toten von Marienburg.
Fotos: Radosław Konczyński, Stadtmuseum Malbork.
Nachhinein kommen zu uns Texte mit Erinnerungen von Personen, die Herrn Bodo Rückert kannten, mit ihm gearbeitet haben und ihn schätzten. Erfahren Sie mehr über, sein Leben, Liebe zu Marienburg und sein großes Engagement:
Im Gedenken an Bodo Rückert
Am 8. Mai 2021 ist Bodo Rückert, langjähriger und verdienstvoller Kreisheimatvertreter von Marienburg, von seinem schweren Leiden erlöst worden.
Er wurde am 21. Februar 1937 in der Salzstraße in Marienburg geboren. Im Alter von 7 Jahren musste er die Heimat verlassen. In seiner Erinnerung sind besonders die beiden Bombenangriffe mit vielen Toten auf die Focke-Wulf-Werke am 9. Oktober 1943 und am 9. April 1944 in Königsdorf gewesen. Nach der Flucht kam die Familie in Krefeld wieder zusammen. Getreu alter Familientradition fand er zunächst Anstellung bei der Eisenbahn.
Bereits 1956 kam Bodo Rückert zur Bundeswehr, wo er solange tätig blieb, bis er mit 65 Jahren in Pension ging. Wegen dieser Tätigkeit konnte er bis zum Fall der Mauer nicht in seine Heimat reisen. Um so mehr verspürte er ein Nachholbedürfnis und konnte so erstmals 1992 sein Elternhaus besuchen. Es war ein Glücksgriff, als Bodo Rückert, bereits langjähriger Leiter der Marienburger Gruppe in Köln, 2005 als Heimatkreisvertreter gewonnen wurde.
Da er die große Not in seiner Heimat sah, war es für ihn selbstverständlich zu helfen. So organisierte er viele Hilfstransporte, auch aus den Beständen der Bundeswehr. Besonders am Herzen lagen ihm die verbliebenen und in Not geratenen Deutsche sowie das Waisenhaus Fides und das Obdachlosenheim Agape Szawałd. In Dankbarkeit würdigte die „Gazeta Malborska“ im Oktober 2012 seine 10-jährige Hilfeleistung.
Die freundschaftlichen Kontakte zu den Bürgermeistern Wilk und Roeding, den Stadtpfarrern, den Direktoren der Burg und des Stadtmuseums waren von guter Zusammenarbeit und Völkerverständigung geprägt. Die Freundschaft zu weiteren Persönlichkeiten wie Frau Maria Prior-Nowak, den Herren Marek Dziedzic und Helmut Kropidłowski führte zur Gründung der Polnisch-Deutschen Gesellschaft.
Am 28. Oktober 2008 wurde in Marienburg ein Massengrab mit 2120 Toten entdeckt. Das Interesse der Medien war sehr groß und beschäftigte die Bewohner, besonders die ehemaligen Marienburger und die heutigen Malborker.
Auch unser Heimatkreisvertreter bemühte sich mit großem Einsatz um die ehrenvolle Bestattung. Erst aber am 14. August 2009 wurden die Toten in der Kriegsgräberstätte Stare Czarnowo (Neumarkt) bei Stettin beigesetzt. Auf die Initiative von Bodo Rückert fand am 14. November 2009 eine würdevolle ökumenische Gedenkfeier in Marienburg statt. Mit der „Goldenen Spange“ erhielt Bodo Rückert am 18. September 2012 für seine außerordentlichen Verdienste die höchste Auszeichnung der Landsmannschaft Westpreußen.
Große Sorge bereitete ihm auch das Heimatarchiv in Hamburg. Nach jahrelanger erfolgloser Suche nach einer Unterkunft fand er eine würdige Aufnahme in der repräsentativen Villa Flatauer im Zentrum der Stadt Malbork. Freude und Dankbarkeit erfuhr der Verstorbene bei der Einweihung der Madonna am 17. April 2016, sowie bei der Restaurierung des Jerusalem-Hospitals durch Dr. Klaus Hemprich.
Wir Marienburger und auch die vielen jetzigen Bewohner unserer Heimatstadt danken Bodo Rückert fuhr sein großes zeitliches und finanzielles Engagement. Seine vielen Besuche in der Heimat, wo er mit einem Fahrrad stets Kontakte zu den Marienburgern und Malborkern hielt, bleiben in unserer dankbaren Erinnerung. Sein Motto war stets: „Das Verbindliche suchen und fördern und nicht das Trennende“. Mit ihm verlieren wir einen unermüdlichen und verlässlichen Freund, der stets zu einer besseren Verständigung der beiden Völker beitrug.
Nun möge er in der ewigen Heimat seine Ruhe finden.
Heribert Gabriel
Herrn Bodo Rückert habe ich im November 2005 beim Bodos Besuch in der Marienburger katholischen Schule kennengelernt, die im Juli 2005 eigenen Sitz bekam. Bereits im August 2005 ist Bodo mit einem großen Hilfetransport gekommen: einem großen LKW mit Anhänger der Marienburger Firma „Prino-Plast“, der voll Möbeln war: Schulbänken, Stühlen und Bücherregalen. Die für die Bundeswehr unnötigen Möbeln hat Bodo dank seiner guten Kontakte und durch Beziehungen mit Bundeswehrlogistik Stab erworben. Für die Schule ist es damals sehr große Unterstützung gewesen. Im November besuchte Bodo Marienburg wieder.
Zu Besuch war er auch in der katholischen Schule, wo ich damals als Lehrer beschäftigt war. Zu dieser Zeit war ich der Einzige, der über die Deutschkenntnisse verfügte und musste ich alles übersetzen. Im Mai 2006 besuchte Bodo wieder die katholische Schule, diesmal aber mit einer 15-Personen-Gruppe ehemaliger Marienburger, die die Schule besuchen wollten. Wir haben die Schule während des Unterrichts gezeigt, und es war auch Möglichkeit, dass sich die Besucher mit den Schülern und Lehrern zusammentrafen. Unsere Gäste waren begeistert. Ab dieser Zeit datierte sich Bodos und meine gemeinsame Mitarbeit.
Dank guter Freundschaft mit Frau Maria Prior-Nowak, Leiterin der GmbH „Prino-Plast“ und dank Transportmitteln der Firma war es für Bodo möglich, viele Transporte mit Sachen zu organisieren. Somit konnten die das Obdachlosenasyl „AGAPE“ in Szawałd und das Waisenhaus Fides verschiedene Sachen erhalten: Betten, Bettbezüge, Bettwäsche, Stühle, Wolldecken und Steppdecken, Wasch- und Reinigungsmittel. Bodo war als ein guter und sehr aktiver Mensch bekannt.
Helmut Kropidłowski
Fotos: Zugesendet von Herrn Helmut Kropidłowski.