Ich saß bereits an meinem Schreibtisch, um einen Kommentar zu einer Szene zu schreiben, die von vielen Kritikern als eine Verhöhnung des letzten Abendmahls angesehen wurde und ein Wermutstropfen bei der Eröffnung der Olympischen Spiele in Paris war. Eine Szene, die von ihrem Niveau her eindeutig nicht dem hohen Niveau des Ganzen entsprach – als sich das IOC unerwartet in einer Erklärung bei allen Betroffenen entschuldigte.
Dies ist ein wichtiges Statement und ein Zeichen des Respekts gegenüber einem großen Teil der Zuschauer in aller Welt, die ihre kritischen Meinungen in mehrsprachigen Kommentaren zum Ausdruck brachten. Es wäre nur fair zu schreiben, dass das intellektuelle Niveau der Hasstiraden zu diesem und anderen Themen, das in den polnischen sozialen Medien auf Menschen niederprasselt, die ruhig konservative Ansichten äußern, mich an eine Erneuerung des gesellschaftlichen Lebens nach der verheerenden Regierungszeit der PiS überhaupt nicht glauben lässt. Die Verteidiger der Meinungsfreiheit von gestern treten diese heute selbst mit Füßen. Es bleibt nun nichts anderes übrig, als den Schleier des Schweigens beschämt fallen zu lassen und ein weiteres nahegelegenes Urlaubsziel zu empfehlen.
Ich hatte die Gelegenheit, in Hochkirch bei Lüben zu sein und ein unbekanntes schlesisches Marienheiligtum zu entdecken, von dem die vor Ort verfügbare Geschichte sagt, es sei „für das westliche Schlesien so wichtig wie der St. Annaberg und Albendorf für andere Gegenden“. Schon deshalb lohnt es sich, diese Ortschaft, die bereits 1291 als Alta Ecclesia oder Hochkirch bekannt war, kennenzulernen. Ihre Einzigartigkeit wird auch durch die Tatsache unterstrichen, dass das Dorf trotz der Erfolge der Reformation eine Enklave des Katholizismus blieb. Auch trotz der Verwüstungen durch den Dreißigjährigen Krieg. Seit dem Ende des Mittelalters bleibt es ununterbrochen ein Wallfahrtsort. Die Kirche selbst scheint weder durch den Krieg noch durch die Plünderungen der Nachkriegszeit beeinträchtigt worden zu sein. Ein Innenraum voller Barockaltäre mit einer gotischen Marienstatue im Hauptaltar, eine prächtige Kanzel mit einer Szene der Brotvermehrung, erhaltene lateinische und deutsche Steinepitaphien, eine St. Alexis-Kapelle, Glasfenster mit Beschreibungen in deutscher Sprache und viele im Internet verfügbare Informationen machen es leicht, sich über die Geschichte der Kirche zu informieren.
Als ich das Grab von Conrad Graf von Ballestrem an der Kirche im 10 km entfernten Olschen (Olszany) fand, wurde mir wieder einmal bewusst, dass man sich beim Denken an Schlesien nicht auf dessen oberschlesischen Teil beschränken darf. Und nur eines überrascht mich. Im Laufe seiner gesamten Geschichte hieß das Dorf Hochkirch. Nach dem verhängnisvollen Krieg und den Vertreibungen in der Nachkriegszeit wurde es 1949 durch eine Polonisierung seines Namens in Wysoka Cerkiew umbenannt. Und seit 1992 heißt der Ort Grodowiec. Warum das so ist? Eine offene Frage.
Bernard Gaida