Der Advent, die Zeit des Wartens, sollte eine Zeit der Konzentration und der Ruhe sein. Schließlich warten wir auf denjenigen, der mit den Worten „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen guten Willens“ angekündigt wurde. Diese Worte klingen in diesem Jahr wie eine Trotzreaktion auf das, was uns umgibt.
Es gibt keinen Frieden in der Ukraine, wo das russische Militär ein Verbrechen nach dem anderen begeht. In kalten, zerstörten Häusern in Städten und Dörfern ohne Strom ist es schwer, Adventsruhe zu finden. Wie kann man an Frieden und Advent in Äthiopien denken, wohin dieselben russischen Verbrecher die Lieferung von Getreide aus der Ukraine behindern, das die Hungersnot lindern könnte. Aber für sie ist das nichts Neues. Schließlich haben sie in den Jahren der UdSSR die Hungersnot zu einer Waffe gemacht, mit der sie die Ukraine dezimierten. Auch in Polen ist der aktuelle Krieg bereits zu einem Trauma geworden, mit dem die einen zu leben gelernt haben, als gäbe es ihn nicht, während die anderen vor Angst zittern.
Wo findet man Frieden in den Herzen der deutschen Familien in Schlesien, Pommern, Ermland und Masuren, die Minister Czarnek seit September stigmatisiert, indem er sie von den vollen Rechten für nationale Minderheiten in Polen ausschloss. Wird der Abgeordnete Janusz Kowalski etwa zum Friedensboten, wenn er am Vorabend der Adventszeit, erfüllt von seinen eigenen Komplexen und unverhohlenen Ressentiments gegenüber seinen Nachbarn, einen Gesetzentwurf vorlegt, der die Komitees der nationalen Minderheiten endgültig daran hindert, ihre Kandidaten in den Sejm einzubringen. Das Ziel ist ein Polen ausschließlich für Polen.
Wo gibt es Raum für Frieden? Wenn verheimlichte Sexual- und Pädophilie-Verbrechen die Kirche, die Sportverbände, die Filmprominenz erschüttern, fragen wir uns, ob wir diese Zeit der Vorbereitung auf das Kommen des Gerechten noch spüren können. Der Aufruf des Evangeliums richtet sich an „Menschen guten Willens“. Auch wenn es heute ein Heldentum ist, ein Mensch des guten Willens zu sein, den sie nicht einmal bemerken werden, sollten wir uns daran erinnern, was Pfarrer Jozef Tischner während des Kriegszustands sagte: „Jeder von uns braucht Frieden. Aber dieser Friede des Herzens wird nicht von dieser Welt kommen. (…) Der Friede ist in euch. Der Friede wird von der Güte kommen, die man in Einsamkeit und Mut wählt.“
Und es gibt Menschen, die sich immer wieder für dieses Gute entscheiden: Sie helfen Flüchtlingen, unterstützen verfolgte Richter, schicken Hilfsgüter in die Ukraine, sammeln für kranke Kinder, denen der staatliche Gesundheitsdienst die Hilfe verweigert, bezuschussen Deutschunterricht gegen den Willen des Ministers, kümmern sich um alte Menschen, beten für die, die nicht an ihre Güte glauben. Schließen wir uns ihnen an und der Advent wird kommen.
Bernard Gaida