Seit mehreren Wochen werden wir alle vom Abgeordneten Janusz Kowalski mobilisiert, außergewöhnliche Maßnahmen zu ergreifen, um nicht zu sagen, zu kämpfen. Seit dem 17. Dezember droht uns ein weiterer, heftiger Schlag gegen den Deutschunterricht. Ein weiterer, denn schon stillschweigend, unter dem Vorwand einer Neuauslegung des Bildungsgesetzes, wurden Schülern der älteren Jahrgangsstufen zwei bis drei Deutschstunden pro Woche genommen.
In der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei, die meisterhaft die Idee des Sozialismus mit dem Nationalismus verbunden hatte, waren folgende Worte Wilhelm von Humboldts gewiss bekannt: „Die wahre Heimat ist eigentlich die Sprache. Sie bestimmt die Sehnsucht danach, und die Entfernung vom Heimischen geht immer durch die Sprache am schnellsten und leichtesten, wenn auch am leisesten vor sich.” Daher richtete sich auch jeder Nationalismus gegen die andere Sprache, deren Erlernen und Gebrauch. Die mithilfe des Sejm eingeführte drastische Kürzung der Finanzierung des Unterrichts soll eben diesem Zweck dienen.
Aber unerwartet sehen wir, dass es diesmal Widerstand gibt. Der Widerstand von uns und denen, die verstanden haben, dass diese scheinbar rein haushaltspolitische Entscheidung in Wirklichkeit ein Angriff auf die Minderheitenrechte, die Bürgerrechte und den Wert der eigenen Sprache für die menschliche Identität ist. Dieser Widerstand kann der positivste Effekt der aktuellen Situation sein. Diesmal traten neben mir und anderen Minderheitsvertretern junge Menschen zur Verteidigung der deutschen Sprache auf, eine Reihe von Aktivisten, Freunde von uns Deutschen in Schlesien, Pommern, Ermland und Masuren, Polen, die sich der Bedeutung von Bildung bewusst sind, aber auch Vertreter schlesischer Organisationen, die plötzlich erklären, dass die deutsche Sprache auch ihr kulturelles Erbe ist.
Abgeordnete, die für eine schrittweise Kürzung der Förderung von Minderheitensprachen gestimmt haben, haben, wie niemand zuvor, vielen von uns den Wert der deutschen Sprache für uns bewusst gemacht. Schließlich kämpft niemand gegen etwas Wertloses. Vielleicht hatte also derjenige Recht, der mir sagte, dass der Abgeordnete Kowalski erfunden werden müsste, wenn es ihn nicht schon gäbe. Eine so klare Solidarität mit der deutschen Sprache, unserem darauf aufbauenden Erbe, war seit 30 Jahren nicht möglich. Möge sie unsere Herzen ergreifen, dort bleiben und ein größeres Bedürfnis auslösen, diese Sprache in uns, in unseren Häusern und auf den Straßen wiederzubeleben. Adam Mickiewicz paraphrasierend, der sagte „Wer dich noch nie verloren, der hat dich nicht erkannt.“, sehen wir den Wert, den man uns nehmen will. Lassen wir es nicht zu!
Bernard Gaida