Am Montagmorgen, als ich meinen ersten Kaffee trank, bewegte mich die Nachricht, dass „der Sejm ein Gesetz über den Wiederaufbau des Sächsischen Palais in Warschau verabschiedet hat, wobei der Abgeordnete der Deutschen Minderheit, die Bürgerplattform und die Linke dagegen gestimmt haben. Dazu gab es ein Gespräch mit dem Abgeordneten Jacek Ozdoba. In letzter Zeit bin ich mit verschiedenen Themen sehr beschäftigt und habe die Arbeit des Parlaments nicht verfolgt, so dass ich nun nachdenken musste. Ich könnte jetzt schreiben, dass das Sächsische Palais, wie Sie wissen, seinen Namen August II. verdankt, dem Kurfürsten von Sachsen aus dem deutschen Geschlecht der Wettiner, der auch König von Polen war. Ich könnte auf den Offenen Brief verweisen, der von einer Gruppe bedeutender polnischer Kulturschaffender und Architekten gegen diesen Wiederaufbau verfasst wurde. Es sei auch darauf hingewiesen, dass im Wahlprogramms der Deutschen Minderheit der desolate Zustand tausender Denkmäler thematisiert wurde, das Fehlen von Strukturlösungen, um Investoren für die Restaurierung historischer Bauwerke zu interessieren, und gleichzeitig die tragisch geringe Höhe der Mittel, die den Denkmalschutzbehörden in den Woiwodschaften für denkmalgeschützte Objekte zur Verfügung stehen. Die geringsten Finanzen standen dabei den Denkmalschützern der westlichen und nördlichen Woiwodschaften zur Verfügung. Ich möchte vor allem auf den letztgenannten Punkt eingehen, denn er wirft die Frage auf, ob man in einer Situation, in der immer mehr Schlösser, Bürgerhäuser und Industriedenkmäler in Schlesien, Pommern, Ermland und Masuren verfallen, statt ein „neues Denkmal“ in Warschau zu bauen, diese Mittel nicht doch für die Rettung dessen ausgeben sollte, was noch existiert, aber bald für immer verschwinden wird. Heute muss ich mich jedoch auf eine Äußerung konzentrieren, die unter anderem Jacek Ozdoba getätigt hat, der nicht nur das Votum von Ryszard Galla gegen die Restaurierung dieses Schlosses als „unverschämt“ bezeichnete, sondern auch erklärte, er sei „ein Vertreter eines Landes, das die Rechte der polnischen Minderheit nicht respektiert“. Diese Aussage ist erstaunlich, und zwar nicht so sehr in Bezug auf den falschen Status der polnischen Emigranten in Deutschland, sondern vor allem in Bezug auf das erstaunliche Unverständnis des Status eines Mitglieds des polnischen Parlaments, wie Ryszard Galla eines ist. Jeder Abgeordnete des polnischen Sejm vertritt zwar verschiedene Regionen, politische Parteien oder Wahlkomitees, doch zugleich wurde jeder von ihnen vom polnischen Volk gewählt und vertritt nur das Land, in dem er lebt, nämlich Polen. Auch wenn es peinlich ist, ein Mitglied der polnischen Regierung in einer so grundlegenden Frage belehren zu müssen, möchte ich es noch einmal wiederholen: Der Abgeordnete Ryszard Galla, der gemäß polnischem Recht auf der Liste der Oppelner deutschen Minderheit kandidierte, wurde von polnischen Staatsbürgern und Steuerzahlern gewählt, denen gegenüber er sich verpflichtet hat, nach seinem Gewissen im Hinblick auf das Wohlergehen des Landes, der Region und die umsichtige Verwendung ihrer Steuern abzustimmen. Dies hat er meiner Meinung mit seinem Votum auch bezeugt.
Bernard Gaida