Stehen Sie zu Ihrer Identität!

Stehen Sie zu Ihrer Identität!

In der Dobrudscha (rumän. Dobrogea, türk. Dobruca), am Donaudelta, gibt es ein Dorf, das 1840 von Deutschen gegründet wurde. Es wurde Malkotsch genannt. Heute heißt es Malcoci und es gibt dort keinen einzigen Deutschen. Von den Gründern sind nur eine Kirche, eine Schule und einige von heutigen Bewohnern bewohnte Gebäude übriggeblieben.

Im 19. Jahrhundert war es das Osmanische Reich, das den katholischen Deutschen in Russisch-Bessarabien die Befriedigung von Landhunger, Religionsfreiheit und Befreiung vom Militärdienst ermöglichte. Tatsächlich verließen sie Russland, nachdem der neue Zar den deutschen Siedlern befohlen hatte, wie alle seine Untertanen beim Militär zu dienen. Die Kirche und die deutsche Schule wurden auf Generationen hin zum Grundpfeiler der Identität. Neben Malkotsch gründeten sie eine Reihe weiterer Dörfer oder Dorfteile. In der Türkei, und später auch in Rumänien, waren die Deutschen einträchtig benachbart mit Türken, Tataren, Bulgaren, Russen und Rumänen, wo ein Minarett und ein hoher Kirchturm neben den Kuppeln einer orthodoxen Kirche stehen.

So lebten sie bis 1940, als sie im Rahmen der Aktion „Heim ins Reich“ vollständig in die Region Posen umgesiedelt und auf Bauernhöfen untergebracht wurden, die zuvor den Polen genommen worden waren. Im Jahr 1840 kamen 25 Familien in die Dobrudscha, und ein Jahrhundert später umfasste die Umsiedlung 1.100 Menschen. Ihre Flucht vor der Front führte sie 1945 aus dem sog. Warthegau in das heutige Deutschland. In Malkotsch/Malcoci sah ich nur noch die Mauern einer Kirche ohne Dach, einen Kirchturm mit einem umgestürzten Kreuz und ein paar auf einen Haufen geworfene deutsche Grabsteine, und zwischen dem Tor und dem Eingang der Kirche, wo die Tür halb offen hängt, pflanzt jemand beharrlich Blumen zu beiden Seiten. Als ob man die Konturen einer Allee bewahren möchte. Auf dem Kirchturm wohnen Tauben als Synonyme für den Heiligen Geist.

Die Dorfschule dient immer noch Kindern, im heutigen Malcoci hat sie Verwendung gefunden, während die katholische Kirche ohne Katholiken die ihre verloren hat. In der Nähe ragt nämlich eine hohe orthodoxe Kirche zwischen den Dächern empor, denn das Dorf ist heute orthodox. So schnell verschwindet eine Gemeinschaft und mit ihr auch alle Spuren von ihr. Dort in Malkotsch wurden sie von der Katastrophe eines Krieges hinweggefegt, und in diesem Punkt ähneln die Ruinen der Kirchen in der Dobrudscha den Ruinen und verlassenen Friedhöfen in Schlesien, Pommern, Ermland oder Masuren, doch im übertragenen Sinne ist zu sehen, dass, wenn eine deutsche Gemeinschaft nicht an ihrer Identität festhält, sie durch eine andere ersetzt wird. Daran sollten wir bei der noch laufenden Volkszählung denken.

Bernard Gaida

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