Volkszählung und Würde
In dieser Woche beginnt die Volkszählung 2021/NSP 2021. Wenn Sie bei Facebook diese Seite öffnen, finden Sie Argumente und Menschen aus ganz Polen, die klar für die deutsche Nationalität bei der Volkszählung stehen. Dort ist die Rede von den Ahnen und der Treue zum Erbe, von Zweisprachigkeit und der Rolle der deutschen Kultur, zitiert wird auch Goethe. Heute möchte ich aber den Aspekt der Würde ansprechen.
Der Politologe Francis Fukuyama sagt, dass nicht die Wirtschaft der Antrieb der Zivilisation ist, sondern die Identität. Er sagt: „Identität wächst (…) aus dem Unterschied zwischen dem wahren, inneren ‚Ich‘ des Menschen und der äußeren Welt der Prinzipien und Normen, die in nicht zureichendem Maß den Wert und die Würde dieses ‚Ich‘ anerkennt“. Dies betrifft auch die Volksgruppen. Daher schreibt er weiter, dass eine Volksgruppe zur Wiedererlangung der Würde strebt, wenn „ihre Würde angetastet, herabgesetzt oder in irgendeiner Weise verachtet wird“. Wenn also jemand mit deutscher Herkunft Zweifel hegt, ob er im Volkszählungsformular in der Rubrik Nationalität die Deutsche angeben soll, sollten einige Signale der letzten Tage aus den Strukturen des Staates diese ausräumen.
Denn was, wenn nicht Verachtung einer ganzen Gruppe von Schlesiern deutscher Herkunft, loyaler polnischer Staatsbürger, ist die Entscheidung der Stadträte von Oppeln über die Aufstellung eines Denkmals zu Ehren der schlesischen Aufständischen, wenn dabei gleichzeitig völlig außer Acht gelassen wird, dass vor 100 Jahren Schlesier, die für den Verbleib bei Deutschland gestimmt haben, 60% ausmachten. Und wenn man auslässt, dass die Integrität des eigenen Staates schützenden Menschen, die gegen die Aufständischen kämpften, ebenso ihr Leben verloren haben. Öffentliche Mittel, aus denen das Denkmal entsteht, stammen auch von unseren Steuern, von Nachkommen dieser Beschützer und wir können erwarten, dass sie neutral ausgegeben werden in einer Region, die von der deutschen Minderheit bewohnt wird. Aber uns gegenüber hat die Neutralität auch der Woiwodschaftsmarschall aus Kattowitz gebrochen, als er unter dem Vorwand der Werbung für die Volkszählung gerufen hatte „Zähle dich wie die Aufständischen. Wähle Polen “. Ebenso eine Kampagne aus unseren Mitteln. Und dann die Tatsache, dass im jüngst gewählten Programmbeirat des öffentlich-rechtlichen Radio Opole wieder kein Vertreter der deutschen Minderheit sitzt. In Kattowitz und Allenstein wird es gewiss nicht anders sein.
Diese drei Fälle aus den letzten Tagen reichen aus, damit jeder von uns sich nach seiner Würde richtend bei der Volkszählung 2021 die deutsche Nationalität und den Gebrauch der deutschen Sprache angibt, um zu zeigen, dass wir die Verachtung unseres eigenen „Ichs“ nicht billigen.
Bernard Gaida