Weihnachtswunsch

Weihnachtswunsch Złożenie kwiatów w Valpovo / Kranzniederlegung in Valpovo. Foto: Bernard Gaida

Als ich vor Jahren begann, diese Kolumne zu schreiben, während ich Präsident des VdG war, habe ich versucht, wöchentliche Überlegungen unterschiedlicher Art mit den Erfahrungen zu verbinden, die sich aus dieser Funktion ergeben. Ich bin dankbar, dass ich sehr oft positive Rückmeldungen erhalten habe. Wie sehr habe ich mich in Rummelsburg, Bromberg oder in den schlesischen DFKs gefreut, als ich hörte, dass man begann, das Wochenblatt ab Seite zwei zu lesen. Durch Gespräche und Begegnungen in Masuren, Ermland, Pommern und Niederschlesien haben Sie mich mit einer deutschen Erzählung bereichert, die sich von der meinen unterscheidet, aber dennoch gemeinsam ist.

Zuvor war sie ausschließlich oberschlesisch. Später, als Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten (AGDM), hatte ich auch Gespräche und Begegnungen mit Deutschen aus vielen Ländern, von Frankreich bis Kirgisistan. Ich konnte mir ein Bild von der Situation unserer Landsleute in einigen Ländern machen und feststellen, wie unterschiedlich unsere Befindlichkeiten, Wurzeln oder Zugehörigkeiten sind. Seit Kurzem bin ich stellvertretender Vorsitzender der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten (FUEN), was mich auch über den Kreis der deutschen Gemeinschaften hinaus in diese breite transnationale Plattform von Menschen bringt, die durch das Schicksal des „Minderheitendaseins“, des Lebens unter der Bedrohung der Assimilierung, des Verlusts der Sprache und Kultur miteinander verbunden sind. Und das betrifft auch Slawen, türkischsprachige Gruppen oder regionale Gemeinschaften.

Ich bin gerade aus Kroatien zurückgekehrt, wo unsere deutschen Landsleute, die Donauschwaben in Esseg/Osijek, das 30-jährige Bestehen ihrer Organisation gefeiert haben. Bei diesen Feierlichkeiten haben sie ihre Vorfahren nicht vergessen, von denen viele die Nachkriegslager nicht überlebt haben, in denen sie verhungert sind. Auf dem Denkmal, an dem wir in Valpovo Kränze niederlegten, wurde es wahrheitsgemäß als Genozid bezeichnet. Und doch haben diese Deutschen, die dort getötet wurden, zusammen mit ihren slawischen oder ungarischen Nachbarn zweihundert Jahre lang Städte, Dörfer, die Industrie und das Schulwesen mitgestaltet. Auf den Friedhöfen stehen bis heute die Grabsteine deutscher und kroatischer Familien nebeneinander.

Während wir uns dem Weihnachtsfest nähern, das trotz des schrecklichen Krieges in der Ukraine das familiärste, gemeinschaftlichste und friedlichste aller Feste ist, träume ich von dem kulturellen Erbe Mitteleuropas, wo Menschen verschiedener Nationen und Sprachen friedlich zusammenlebten. Auf dem Rückweg wurde dieser Traum für kurze Zeit Wirklichkeit. In einem Restaurant in Pressburg unterhielten sich ein Deutscher aus Schlesien und eine Deutsche aus Kroatien unter einem Fresko des auferstandenen Jesus mit deutscher Aufschrift, mit ungarischer Musik im Hintergrund und einer rumänischen Fahne an der Wand, problemlos auf Kroatisch, Polnisch und schließlich auf Deutsch mit einer jungen, lächelnden slowakischen Kellnerin.

Ich wünsche mir und uns allen, dass das Christkind uns ein solches Miteinander, einen solchen Frieden und eine solche Harmonie in unseren Familien, mit unseren Lieben, in unserer Heimat und in ganz Europa schenkt und dass es den Zerstörern den Rückhalt, die Kraft und die Macht raubt. Frohe Weihnachten!

Bernard Gaida

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