Unten finden Sie den Inhalt der Rede von Frau Mariola Abkowicz, der Bevollmächtigten für Minderheitenfragen in der Woiwodschaft Niederschlesien, während der 56. Verbandsratssitzung des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG) am 31. Mai 2025 auf dem St. Annaberg.
Sehr geehrter Herr Vorsitzender, sehr geehrte Delegierte, sehr geehrte Damen und Herren,
ich fühle mich geehrt, auf einer so wichtigen jährlichen Veranstaltung Ihrer Organisation wie der 56. Verbandsratssitzung des VdG vor Ihnen zu stehen.
Sie findet zu einem ganz besonderen Zeitpunkt statt, am Vorabend des zweiten Wahlgangs der Präsidentschaftswahlen, in einem Jahr, in dem wir den 20. Jahrestag des Gesetzes über nationale und ethnische Minderheiten und Regionalsprachen feiern, in einem Schuljahr, in dem den Kindern, die der deutschen Minderheit angehören, das Recht auf Erlernen ihrer Muttersprache auf der gleichen Grundlage wie anderen Minderheiten in Polen zurückgegeben wurde.
Gleich werden Sie im Rahmen Ihrer Berichte über die Aktivitäten des vergangenen Jahres einen Blick darauf werfen, welche Erfolge Ihre Organisation im vergangenen Jahr erzielt hat, was noch weiterer Arbeit bedarf, und Sie werden auch Pläne für den kommenden Zeitraum erarbeiten. Ihre Aktivitäten sind das Ergebnis der harten Arbeit vieler Mitglieder der deutschen Minderheit in Polen, und wie zu sehen ist, nutzen Sie alle Möglichkeiten, die sich Ihnen bieten, um die Entwicklung Ihrer Gemeinschaft zu unterstützen und gleichzeitig Teil der Zivilgesellschaft der Republik Polen zu sein.
Seit Jahren beobachte ich als Vertreter der karaitischen Minderheit die Aktivitäten, an denen ich teilnehme und manchmal auch mitgestalte, die zeigen, wie wichtig die Minderheitenkultur im weitesten Sinne für die Bewahrung der Identität von Minderheitengruppen ist. Bei diesen Aktivitäten sind Erinnerung, Dialog und gegenseitige Akzeptanz zwischen der Minderheit und der Mehrheit von größter Bedeutung, um wirklich offene Gemeinschaften aufzubauen. Denn nur durch das gegenseitige Kennenlernen und die sich daraus ergebenden Beziehungen, durch den gegenseitigen Respekt für unterschiedliche historische Narrationen, kann ein wirklich starker, multikultureller und für Vielfalt offener Staat aufgebaut werden, der, wie es in der Verfassung heißt, „das gemeinsame Wohl aller Bürger ist“.
Als Bevollmächtigte für Minderheitenfragen in der Woiwodschaft Niederschlesien wünsche ich Ihnen fruchtbare Beratungen, eine gute Diskussion über die Situation und die Perspektiven der deutschen Minderheit und das Finden wirksamer Maßnahmen zur Bewahrung Ihrer Identität, Kultur und historischen Erinnerung.