30 Jahre AGDM: gemeinsam sind wir stärker

30 Jahre AGDM: gemeinsam sind wir stärker

Vom 4. bis zum 7. November 2021 trafen sich in Nordschleswig in Dänemark Vertreter der deutschen Minderheiten, um an der Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Minderheit (AGDM) teilzunehmen und dabei deren 30. Jubiläum zu feiern. Der Veranstaltungsort war nicht ohne Grund auf Dänemark festgelegt: Selbst der Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN) als Gastgeber feierte letztes Jahr 100 Jahre, nachdem die deutsche Minderheit in Dänemark infolge der Grenzziehung entstanden ist. Und da die AGDM-Tagung 2020 wegen der Pandemie nur online stattgefunden hat, wurde die diesjährige Tagung, auf Einladung des BDN, mit dem Deutschen Tag in Nordschleswig verbunden.

Auf die Entstehung der AGDM bezog sich in seiner Rede der AGDM-Sprecher, Bernard Gaida:

Schon am 20. November 1949 wurde in Paris die FUEN gegründet. Der erste “Kongress der Nationalitäten” wurde damals von rund 200 Personen besucht. Die Teilnehmenden fühlten sich eng mit den Ideen des Europarates verbunden, der ebenfalls 1949 gegründet wurde. So fing das in der demokratischen Welt an. Aber die meisten Mitglieder der AGDM sind davon abgeschnitten. Heute befinden wir uns in einem Teil Europas, der sich schon damals um Verbesserung der Lage der nationalen Minderheiten bemüht hat. Die FUEN hatte nur sehr selten Kontakte zu Mittel- und Osteuropa. Das änderte sich mit den historischen Entwicklungen um 1989/1990. Die nationalen Minderheiten in Mittel- und Osteuropa hatten die Möglichkeit, Organisationen zu gründen und ihre Rechte geltend zu machen. In diesen Jahren hat die FUEN viele neue Mitgliedsorganisationen aufgenommen und sich zu einer gesamteuropäischen Organisation entwickelt. Anfang der 90er-Jahre setzte sich die FUEN stark für einen nachhaltigen und umfassenden Minderheitenschutz in Europa ein. Die Cottbuser Erklärungen der FUEN hatten entscheidenden Einfluss auf die derzeit gültigen Rechtsdokumente des Europarates, das Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten und die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen.

Deswegen wurde 1991 auf Initiative des Bundesministeriums des Innern (BMI) in Budapest eine Arbeitsgemeinschaft, die alle Organisationen vereint, die in der FUEN, im Dachverband der autochthonen Minderheiten in Europa, zusammengeschlossen waren und sich als Verbände deutscher Minderheiten betrachteten, gegründet. Unsere Gemeinschaft war die erste und ist die größte in der FUEN.

Bernard Gaida: Wir sind eine Gemeinschaft der Volksgruppen / Bernard Gaida: jesteśmy wspólnotą grup etnicznych. Foto: Martin Ziemer, AGDM Bernard Gaida: Wir sind eine Gemeinschaft der Volksgruppen / Bernard Gaida: jesteśmy wspólnotą grup etnicznych. Foto: Martin Ziemer, AGDM

Aber nicht nur die Geschichte, sondern die Gemeinschaft verbindet die deutsche Minderheit unter der AGDM. „Was ist eigentlich AGDM? – setzte Bernard Gaida fort – An erster Stelle kam mir der Begriff »Gemeinschaft« in den Sinn. Wir sind wirklich eine Gemeinschaft der Volksgruppen, die sehr unterschiedlich sind. Das konnte ich in all den Jahren feststellen, die ich mit Euch oder bei Euch verbracht habe. Aber in allen Schicksalen gibt es einen Faden, der uns bindet. Auch wenn wir es nicht definieren können, weil das nicht unbedingt die Sprache ist, mit der wir fast alle Probleme haben; es sind nicht die Trachten, die Lieder oder die Geschichte, aber ich habe mich unter uns immer wie zu Hause gefühlt. Ich fühlte mich mit euch wie in einer Familie, weil wir eine Gemeinschaft sind. Und dieses Gefühl stärkt uns gegenseitig”.

Hinrich Jürgensen, Hauptvorsitzender des Bundes Deutscher Nordschleswiger, betonte in seinem Grußwort:

Die AGDM ist wichtig für uns alle. Jede einzelne Minderheit hat zwar Kontakte in Berlin, aber gemeinsam sind wir stärker. Wir können voneinander lernen – nicht eins zu eins, aber wir können uns gegenseitig austauschen und daraus neue Erkenntnisse gewinnen.

Hinrich Jürgensen: Die AGDM ist wichtig für uns alle / Hinrich Jürgensen: AGDM jest ważne dla nas wszystkich. Foto: Martin Ziemer, AGDM Bernd Fabritius: Viele Anregungen mitnehmen / Bernd Fabritius: zebrać wiele inspiracji. Foto: Martin Ziemer, AGDM

Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Bernd Fabritius, der auch an der Tagung zu Gast war, brachte seine Überzeugung zum Ausdruck, dass die Teilnehmer der Veranstaltung viele Anregungen aus dem deutsch-dänischen Grenzgebiet mitnehmen und von den Erfahrungen der deutschen Minderheit in Dänemark profitieren.

Der künstlerische Teil der Veranstaltung war der Ratiborer Gruppe Trio Appassionato zu verdanken, deren bravourösen Auftritt alle bewundert haben.

30 Jahre AGDM: musikalischer Auftritt der Gruppe Trio Appassionato / 30 lat AGDM: występ Trio Appassionato. Foto: Martin Ziemer, AGDM 30 Jahre AGDM: musikalischer Auftritt der Gruppe Trio Appassionato / 30 lat AGDM: występ Trio Appassionato. Foto: Martin Ziemer, AGDM

Die eigentliche Tagung hat in hybrider Form stattgefunden, denn die Vertreter aus vielen Ländern durften nach Dänemark nicht reisen. Während den drei Sitzungen der Tagung haben die Teilnehmer aktuelle Themen behandelt und die politische Situation in Deutschland nach den Wahlen analysiert. Sie haben sich auch mit den immer noch nötigen sowie den bereits vollbrachten Leistungen beschäftigt, die auf die deutschen Minderheiten aufmerksam machen sollten. Die Teilnehmer haben auch den Berichten von Vertretern der jeweiligen Volksgruppen über ihre Lage und die Tätigkeit sowie dem Bericht des Jugendkoordinators zugehört. Besprochen wurde auch das Programm für das Jahr 2022. Im Namen des VdG berichtete über die deutsche Minderheit in Polen Marcin Lippa. Die Tätigkeit der AGDM stellte der AGDM-Sprecher, Bernard Gaida, dar.

Zu den wichtigen Punkten des Programms gehörten u.a. die Vorstellung der Arbeit der deutschen Minderheit in Nordschleswig, Besichtigung des Deutschen Museums Sonderburg sowie Besichtigung des deutschen Gymnasiums mit einer Führung, die von den Schülerinnen und Schülern vorbereitet wurde.

30 Jahre AGDM: Besuch des Deutschen Museums Sondenburg / 30 lat AGDM: wizyta w Niemieckim Muzeum Sondenburg. Foto: AGDM 30 Jahre AGDM: Besuch des Deutschen Museums Sondenburg / 30 lat AGDM: wizyta w Niemieckim Muzeum Sondenburg. Foto: AGDM

Das Treffen bot auch die Möglichkeit an, ein gemeinsames Programm mit Ideen für die Zukunft zu erarbeiten. Betont wurde dabei u.a. die Bedeutung der Europäischen Sprachencharta und die Wege besprochen, wie deren Beschlüsse, in Kooperation mit dem Europarat, in den einzelnen Ländern durchgesetzt werden können. Gesucht wurden auch Möglichkeiten, wie die Zusammenarbeit zwischen einzelnen Minderheitenorganisationen, sowohl auf der medialen, wie auch auf der Programmebene, verbessert werden kann.

Anschließend, ab Sonntag, tagte in Dänemark die AGDM-Jugend unter der Leitung des Jugendkoordinators, Patryk Lompart aus der Slowakei. Zu Beginn der Jugendtagung war auch der Beauftragter der Bundesregierung für Minderheitenfragen, Prof. Bernd Fabritius, anwesend. Die Tagung dauert bis 9. November 2021.

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AGDM: Die 30. Jahrestagung der AGDM in Nordschleswig;
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Fotos: AGDM

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