Rede des VdG-Vorsitzenden R. Bartek während der Minderheitenwallfahrt

Rede des VdG-Vorsitzenden R. Bartek während der Minderheitenwallfahrt

Sehr geehrter Herr Botschafter Dr. Thomas Bagger,

Herr Bischof Ulrich Neymeyer,

Herr Abgeordneter Ryszard Galla

Sehr geehrte Frau Marschallin Zuzanna Donath-Kasiura Herr Egon Primas, Vorsitzender der Ost- und Mitteleuropa Vereinigung der CDU/CSU

Sehr geehrte Damen und Herren, Liebe Pilger

es ist immer wieder aufs Neue schön sich hier auf dem heiligen Berg zu treffen bei der traditionellen Wahlfahrt der Minderheiten. Denn gerade hier auf dem Sankt Annaberg haben unsere Vorfahren immer wieder aufs Neue Kraft in schwierigen Zeiten schöpfen können und vor genau 24 Jahren gab es nicht nur die ersten halbfreien Wahlen in Polen aber auch gerade hier die erste deutsche Messe in Oberschlesien nach dem Krieg. Aktuell erleben wir, die in Polen lebenden Deutschen gerade eine sehr schwierige Zeit. Wir wissen nämlich sehr gut, wie schmerzhaft für unsere Volksgruppe der Verlust der Sprache und der Kultur in der Volksrepublik Polen war. Wir wissen ganz genau, wie viele aus unseren Familien deswegen Schlesien verlassen haben. Wir wissen, wie sehr sie heute in unseren Familien, in unseren Dörfern, in unserer Region aber auch in unserer Volksgruppe fehlen. Es schmerzt also umso mehr, dass wir seit über einem Jahr von der Diskriminierung der Kleinsten, unserer Kinder sprechen müssen. Polenweit sind es über 55 Tsd. Kinder, denen aufgrund der deutschen Nationalität der Zugang zu der deutschen Sprache an den Schulen begrenzt wurde. Von bisher lediglich 3 Stunden Deutschunterricht bekommen die jetzt nur noch 1 Stunde Deutsch in der Woche. Trotz vieler Versprechen auch von dem Bildungsminister selber, bleibt immer noch die diskriminierende Verordnung in Kraft.

Aber nicht nur das bereitet uns Sorgen, sondern auch der andauernde Krieg in der Ukraine, die hohe Inflation, sowie der an der Stärke zunehmende politische Streit in Polen, der mit sehr vielen antideutschen Tönen besetzt ist. Dabei habe ich manchmal das Gefühl, dass nicht jedem in Polen, in Deutschland aber auch in Brüssel bewusst ist, dass dieser Streit in Polen vielleicht einen politischen Charakter hat und vor allem den Wahlkampf verschuldet ist, aber wir, die Deutschen die in Polen leben, sind von ihm direkt betroffen. Wenn man nämlich über die Deutschen schlecht spricht und die Deutschen für alles schuldig macht, dann spricht man so auch über uns, über die loyalen Staatsbürger Polens deutscher Nationalität. Deshalb möchte ich auch all denjenigen danken, die sich dem wiedersetzen, die ihre gute Arbeit zu Gunsten der deutsch-polnischen Verständigung fortsetzen. Dadurch setzen wir nämlich alle ein starkes Zeichen! Ein Zeichen, dass wir eine Region des Dialogs sind und bleiben werden! Ich danke allen Bürgermeistern, die sich entschlossen haben Deutschstunden aus eigenem Haushalt zu finanzieren, damit die Kinder weiter Deutsch lernen können. Es ist wichtig, dass unsere Heimat, die kulturelle Vielfalt, die sie auszeichnet nicht verliert. Zu der kulturellen Vielfalt gehört nun mal die deutsche Sprache und Kultur, die schlesischen Bräuche und Traditionen. Zu der kulturellen Vielfalt gehört auch die deutsche Messe in unseren Pfarrgemeinden und dazu gehört auch unsere Pilgerfahrt.

Unsere Vielfalt war immer mit dem Glauben verbunden. Denken wir daran, wenn wir heute hier stehen und beten. Denken wir aber auch daran, wenn wir Entscheidungen treffen werden, was unser Leben angeht aber auch die Entscheidungen, die wir in Herbst bei der Parlamentswahl treffen werden.

Euch, die ihr heute hier seid, möchte ich aber vor allem danken, dafür, dass ihr unermüdlich die Identität, die Sprache, die Tradition und vor allem auch unsere christliche Werte pflegt und verbreitet.

Ich bedanke mich heute ganz Herzlich bei unseren Gast aus Warschau, den Botschafter Dr. Thomas Bagger nicht nur für seinen Anwesenheit hier mit uns aber auf für seinen Dienst, der nun leider früher als gedacht zu Ende geht! Danke für Ihr offenes Ohr, Danke für Ihre Unterstützung in der für uns nicht einfachen Zeit! Wir hoffen auch, dass Sie an uns im politischen Berlin denken werden.

Wir möchten uns ganz herzlich beim Bischof Ulrich Neymeyer aus Erfurt und dem Oppelner Bischof Waldemar Musioł für die Anwesenheit bedanken und zugleich bitten die heilige Messe für die deutsche Minderheit, für das Volk Roma und für alle weiteren Minderheiten zu halten und um Frieden, Versöhnung und Verständigung zu bitten.

Vielen Dank an den Bischofsvikar Pfarrer Peter Tarlinski, für die Vorbereitung der heutigen Wallfahrt aber auch an unseren Bischof Czaja, der leider aufgrund des Gesundheitszustandes heute hier nicht mit uns feiern kann. Dem Bischof wünschen wir vor allem viel Kraft und Gesundheit, denn Sie Herr Bischof werden hier gebraucht!

 

Foto: Mittendrin

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