Vier Jahre mit der Vergangenheit

Vier Jahre mit der Vergangenheit

Im Jahr 2019 fuhr eine Gruppe von Jugendlichen aus Schlesien zum ersten Mal nach Pommern, um dort mit den Vertretern des Vereins der Geschichtsliebhaber „Adler“ aus Stolpmünde (Usteckie Stowarzyszenie Miłośników Historii “Orzeł”) gemeinsam in der Ortschaft Rowe einen alten evangelischen Friedhof zu sanieren. Während der ersten Vorbereitungen gab es viele Fragezeichen, sowohl im Zusammenhang mit der Abreise als auch mit den Arbeiten auf dem Friedhof, den wir nur auf einem Bild gesehen haben. Unser erstes Treffen, Gespräche und Arbeiten. Doch schon nach den ersten gemeinsamen Stunden fanden sowohl die Teilnehmer selbst, also Jugendliche aus drei verschiedenen Woiwodschaften, als auch der Vertreter des „Adler“-Vereins eine gemeinsame Sprache. Eine Sprache des Herzens, wo die Geschichte, die doch nicht immer einfach war, Menschen verbindet, die Respekt vor der Vergangenheit haben und sie als Teil des gemeinsamen Erbes in Erinnerung behalten wollen.

So sind vier gemeinsame Jahre vergangen. Wieder sind 16 Jugendliche aus Schlesien nach Pommern gereist, um gemeinsam mit dem Verein „Adler“ eine weitere Initiative zu verwirklichen, diesmal jedoch im Kreis Stolp, Landgemeinde Hebrondamnitz (Daminica), Ortschaft Gesorke (Jeziorka). Ein alter evangelischer Friedhof, der mit seinem Aussehen nicht auf die Grabsteine der ehemaligen Bewohner hinweist. Ein vergessener Ort, der jedoch sehr interessant ist, da er die Geschichte der dort begrabenen Mitglieder der Familie Wernicke verbirgt.

 

Gemeinsam mit den Mitgliedern des Bundes der Bevölkerung Deutscher Abstammung in Stolp (Słupsk), des Vereins „Adler“ und mit den beiden Geschwistern Rolf Wernicke und Karin Seifert aus Weimar machten sich die Jugendlichen auf die Suche des Grabsteins der Großeltern Käte und Georg und deren Tochter, die irgendwo in der Gegend begraben liegen mussten. Bei der Realisierung des Projekts in den vergangenen Jahren war das Hauptziel, den Friedhof und den Toten die Erinnerung und den Respekt zurückzugeben. Nicht anders war es auch in diesem Jahr. Rolf Wernicke und seine Schwester Karin bemühten sich seit vielen Jahren, die Grabstätte ihrer Großeltern zu finden, doch alle Versuche scheiterten. Dies veranlasste sie, Hilfe in Stolp zu suchen und so kam der Kontakt mit dem Vorsitzenden der Deutschen Minderheit vor Ort, Herrn Detlef Rach, zustande, der sich verpflichtet hat zu helfen. Nach einem ganzen Tag voller Arbeit und erfolgloser Suche war der Optimismus und die Einstellung der Teilnehmer und der Familienmitglieder ein wenig nachgeschlagen. Letztlich aber entschied purer Zufall, dass Teile der Gedenktafel mit den Initialen der Familie Wernicke gefunden wurden. Dieser Moment war voller Emotionen, nicht nur für die Geschwister selbst, sondern auch für die Teilnehmer, die sich davon überzeugen konnten, dass das, was sie taten, wichtig war.

Neben der Arbeiten auf dem Friedhof in Gesorke standen im Programm noch andere Aktivitäten. Ein Stadtspiel in der Gemeinde Stolpmünde, eine Fahrradtour entlang der Küste und ein Besuch in der alten Stadt Danzig, der mit einer Bootstour durch die Danziger Bucht verbunden war. Und wie immer vergingen diese Tage zu schnell. Viele Abenteuer, viele neue Bekanntschaften und Eindrücke, alles verbunden mit viel Spaß und viel Arbeit, die auf dem Friedhof in Gesorke und Strickershagen geleistet wurde.

Ein herrliches Dankeschön an die Mitglieder des Vereins „Adler“ für die gemeinsamen vier Jahre, für jede Initiative, Hilfe, Herz und das Engagement. Dankeschön an jeden Einzelnen und an alle zusammen. Vielen Dank an Herrn Detlef Rach, Vorsitzenden der Deutschen Minderheit in Stolp, und an seine Mitglieder, die es uns ermöglicht haben, die Geschwister Wernicke gemeinsam kennenzulernen und zu unterstützen. Rolf und Karin für das Treffen und für ihre Geschichte, an der wir teilhaben konnten. Wir hoffen auf weitere gemeinsame Initiativen mit solch wunderbaren und engagierten jungen Menschen, die sich in ihrer Freizeit an Initiativen wie diese beteiligen wollen.

Text: Beata Sordon
Fotos: Beata Sordon, Zbigniew Łukaszewski

Lesen Aus auch: Mit Geschichte an der Küste – Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej
Potomkowie pastora Georga Wernicke po latach odnajdują grób dziadków w maleńkich Jeziorkach pod Słupskiem | Głos Pomorza (gp24.pl)

Das Projekt “Mit Geschichte an die Küste” wurde mit Mitteln des Bundesministeriums des Innern und für Heimat  finanziert. 

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