55. Verbandsratssitzung des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG) auf dem Sankt Annaberg

55. Verbandsratssitzung des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG) auf dem Sankt Annaberg

Am 10. Mai 2024 fand auf dem Sankt Annaberg die 55. Verbandsratssitzung des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG) statt. Dies war eine Gelegenheit, das vergangene Jahr zusammenzufassen und Prioritäten für die deutsche Minderheit in Polen für das kommende Jahr festzulegen.

An dem Treffen nahmen 32 Delegierte, Vertreter der assoziierten Organisationen und Gäste wie Peter Herr – Konsul der Bundesrepublik Deutschland in Oppeln, Dr. Marek Mazurkiewicz – Minderheitenbeauftragter, Zuzanna Donath-Kasiura – stellvertretende Marschallin der Woiwodschaft Oppeln, Henryk Siedlaczek – Senator und Waldemar Gaida – Landrat von Groß Strehlitz teil.

Mit einem Ausblick auf das Jahr 2023 machte Rafał Bartek, der Vorsitzende des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen, auf die vielen Ereignisse des vergangenen Jahres aufmerksam, die die deutsche Minderheit in Polen maßgeblich beeinflusst haben. Nach den Parlamentswahlen, bei denen es der deutschen Minderheit leider nicht gelungen ist, ihren Parlamentssitz zu halten, setzt der Vorstand des VdG große Hoffnungen auf einen offenen und konstruktiven Dialog mit der neuen Regierung der Republik Polen. Ein erstes Zeichen dafür ist die neue Verordnung der Bildungsministerin, mit der ab dem 1. September 2024 drei Unterrichtsstunden Deutsch als Minderheitensprache in den Schulen wieder eingeführt werden.

Er betonte auch, wie wichtig die Sichtbarkeit der Aktivitäten der Organisation der DMi und die Aktivierung der jüngeren Generation sind, um die Zukunft der deutschen Minderheit zu sichern:

Wir müssen uns immer wieder aufs neue Gedanken machen- wie können wir die deutsche Kultur und Sprache für die nächsten Generationen attraktiv machen? Wie können wir Jugendliche für unsere Aktivitäten gewinnen? Hier bin ich in dem Bereich dem Bund der Jugend der deutschen Minderheit aber auch dem Haus der deutsch-polnischen Zusammenarbeit aber auch den Bildungsvereinen Pro Liberis Silesiae aus Raschau und des Kreativen Lernens aus Goslawitz sehr dankbar für alle Impulse und Projekte in diesem Bereich. Ich weiß aber, dass es nie genug sein wird, und dass noch viel mehr in diesem Bereich passieren muss, denn wir sind von der Aktivität der Jugend immer mehr abhängig. In Zeiten wo das „regionale“, das „lokale“, das „minderheitenspezifische“ eine immer kleinere Rolle in der sich immer weiter „globalisierenden“ Welt spielt, ist gerade die Aktivität der jungen Generation aber auch eben die Sichtbarkeit unserer Projekte unheimlich wichtig.

Während der Sitzung fanden die Ergänzungswahlen statt. An der Stelle von Peter Jeske, der im vergangenen Jahr verstorben ist, wurde Dawid Bojarowski, Vertreter des Bundes der deutschen Minderheit in Dirschau, gewählt. Da Dawid Bojarowski zuvor Mitglied der Revisionskommission des Bundes war, wurde Walter Müller, Vertreter der Gesellschaft der Deutschen Minderheit in Bromberg, an seiner Stelle gewählt. Darüber hinaus wurden das Arbeitsprogramm des Verbandes für das Jahr 2024 und drei Resolutionen angenommen: Resolution zur Umsetzung der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen, Resolution zur Teilnahme an den Wahlen zum Europäischen Parlament und Resolution zum 20. Jahrestag des Beitritts Polens zur Europäischen Union.

Außerdem wurde das Positionspapier des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen 33 Jahre nach der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages und 13 Jahre nach der Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung des Runden Tisches zu Fragen der Förderung der deutschen Minderheit in Polen und der polnischstämmigen Bürger und Polen in Deutschland dargestellt. Trotz des Erreichens eines so wichtigen Ziels, nämlich der Rücknahme der diskriminierenden Verordnung, steht die deutsche Minderheit noch vor weiteren Herausforderungen. Genau diese wichtigen Themen, die aus Sicht der deutschen Minderheit in den nächsten Jahren einer Lösung bedürfen, sind in dem Positionspapier des VdG enthalten. Zu den dort aufgeführten 12 Punkten gehören: die Förderung und Neugestaltung Deutsch als Minderheitensprache im polnischen Bildungssystem, die Einrichtung einer ständigen politischen Präsenz der deutschen Minderheit im polnischen Parlament und die Sicherung der Kulturarbeit der Deutschen Minderheit durch Errichtung von zwei deutschen Kulturzentren.

Nach dem Treffen fand eine vom Deutschen Konsulat in Oppeln, dem Marschallamt der Woiwodschaft Oppeln und dem Land Sachsen finanzierte Konferenz über „Das Erbe des deutschen Protestantismus in Polen“ statt, bei der die Teilnehmer fünf Vorträge von eingeladenen Referenten hören konnten. Die zweitägige Veranstaltung endete mit einer Messe in deutscher Sprache, gefolgt von einem Orgelkonzert von Michael Blechinger (lese: Konferenz „Das Erbe des deutschen Protestantismus in Polen“ auf dem Sankt Annaberg).

Verband der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG) mit Sitz in Oppeln ist eine Dachorganisation, die die in Polen tätigen Organisationen der deutschen Minderheit vereint. Der Verband hat insgesamt 26 ordentliche Mitglieder und 14 assoziierte Mitglieder. Zu den Hauptaufgaben des VdG gehören die Unterstützung und Förderung der Entwicklung der deutschen Kultur und Sprache sowie die Unterstützung und Koordination der Aktivitäten der einzelnen Mitgliedsorganisationen.

Wir laden Sie ein, das Grußwort von Rafał Bartek, dem Vorsitzenden des VdG, und die Rede von Bernard Gaida, dem AGDM-Sprecher der FUEN, dem ehemaligen langjährigen Vorsitzenden des Verbandes und derzeitigen Bevollmächtigten des VdG für internationale Zusammenarbeit in Polen, zu lesen.

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