Im Rahmen der „Kleinen Bibliothek des VdG“ wollen wir allen Interessierten die Kultur und Geschichte der deutschen Minderheit in Polen in vielen ihren faccetenreichen Aspekten näher bringen.  Ziel dieser zweisprachigen Herausgaben ist, dem deutsch- wie auch dem polnischsprachigen Leser das komplizierte Wissen nicht nur über die jetzt in Polen lebenden Deutschen, über deren Weg, den die Gemeinschaft gehen musste, über die Gegenwart und Vergangenheit, aber auch über die einzigartige polnisch-deutsche kulturelle Berührung, die stattgefunden hat und immerfort in Schlesien, Pommern, Ermland und Masuren andauert.

Im Rahmen der Reihe wurden sowohl publizistische Texte, Nachkonferenzpublikationen, in denen viele interessante Referate zu finden sind, aber auch Übersetzungen von Literaturwerken veröffentlicht.

Es erscheint seit 2012. Ziel der Publikation ist, aktuelle Themen zusammenzufassen, die aus Sicht der deutschen Minderheit in Polen wichtig sind: Veranstaltungen, Jubiläen, Informationen über verschiedene Persönlichkeiten. Es ist auch eine Sammlung von Beiträgen zu Themen der Geschichte und Kultur der Deutschen in Polen. Die im Jahrbuch veröffentlichten Texte werden von Historikern, Wissenschaftlern und Angehörigen der deutschen Minderheit verfasst.

Die in den Jahrbüchern genannten Texte beziehen sich auf politische und kulturelle Ereignisse.  Biographien der bisher beschriebenen Persönlichkeiten sind u.a.: Adolph von Menzel, Clara Immerwahr, Michael Graf von Matuschka, James von Moltke, Alexander von Humboldt. Die beschriebenen Orte sind u.a.: Marienburg, Schwientochlowitz, Pommern und viele andere.

Die Publikation kann im Sitz des Verbandes der deutscher sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen in der ul. Słowackiego 10 in Oppeln erworben werden. Der Versand per Post ist ebenfalls möglich.

Jahrbuch der Deutschen in Polen
Redaktion: Monika Wittek
Herausgegeben vom Senfkorn Verlag Alfred Theisen, Görlitz
Finanzierung: Konsulat der Bundesrepublik Deutschland in Oppeln, Polnisches Ministerium für Inneres und Verwaltung

Europa ist ein Kontinent der Vielfalt von Regionen, Traditionen, Mentalitäten, Religionen und Sprachen. Die verschiedenen Perspektiven auf Heterogenität und im Umgang mit ihr sowie deren Auswirkungen prägen sehr stark das Europabild und dessen Geschichte.

Die Entwicklung der deutschen Sprache als Sprache der deutschen Minderheit in Polen wurde durch verschiedene Faktoren beeinflusst, u.a. durch die Folgen des Ersten und Zweiten Weltkrieges. Der Zweite Weltkrieg führte in der Folge zu einer endgültigen Grenzverschiebung. Fast das gesamte Ostdeutschland (Schlesien, Pommern, Ostpreußen) befand sich östlich von der neuen Oder-Neiße-Grenze. Diese Gebiete wurden von ca. 10 – 12 Mio. Deutschen bewohnt.  Zum Kriegsende sind viele Deutsche geflüchtet und nach dem Zweiten Weltkrieg wurden viele aus Osteuropa vertrieben, deportiert oder ausgewiesen. Viele wurden in den Folgejahren ausgesiedelt. Viele sind aber auch in Schlesien, Pommern oder Ostpreußen geblieben. Vom System der kommunistischen Verfolgungen waren ganze Gesellschaftsgruppen betroffen, aber im Fall der Schlesier, Ermländer, Pommeraner, Lodzer kam noch dazu die Diskriminierung wegen der Sprache und Kultur. Bis heute sieht man die Folgen der Diskriminierung der deutschen Sprache – in vielen Familien der deutschen Minderheit ist Deutsch keine Sprache des Alltags mehr.

Der Rückgang der Regional- oder Minderheitensprachen in Europa des 20. Jahrhunderts war der Grund, warum sich der Europarat in den 80-er Jahren mit der Anzahl der Sprachen, den Benutzungsbedingungen und den Rechten der Nutzer:innen der Sprachen beschäftigt hat. Der Europarat hat nach spezifischen Mitteln für den Erhalt und die Förderung der lokalen Anwendung der Minderheitensprachen gesucht. Nach jahrelangen Debatten und Arbeiten einer Gruppe von Experten ist ein völkerrechtlicher, regionaler und multilateraler Vertrag entstanden. Die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen wurde 1992 in Straßburg abgeschlossen und zur Unterzeichnung für die Mitgliedsstaaten des Europarats eröffnet.

Die Republik Polen unterzeichnete die Charta am 12. Mai 2003, ratifiziert wurde sie erst ein paar Jahre später, am 12. Februar 2009, als das Minderheitengesetz bereits in Kraft getreten war. Die Charta trat in Polen zum 1. Juni 2009 in Kraft. Nach dieser Gesetzeskraft ist der Text der Charta für den Mitgliedsstaat im Umfang seiner Ratifizierung verbindlich.

In Bezug auf das zyklische Monitoring der Umsetzung der Charta durch den Europarat und angesichts der Schlussfolgerungen und Empfehlungen des Ministerkomitees des Europarats und insbesondere der wiederholten Empfehlungen zur Verbesserung der Situation der deutschen Sprache als Minderheitensprache hat der Verband der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG) eine solide schriftliche Stellungnahme zur Umsetzung der Charta ausgearbeitet. Das Dokument enthält Anmerkungen und Forderungen seitens der Organisation der Deutschen in Polen, die sich auf die Umsetzung der Charta durch die polnische Vertragspartei beziehen. Im Positionspapier wird darauf hingewiesen, dass einige Leitlinien für die Umsetzung der Charta geändert werden müssen. Es wurden auch konkrete Lösungen vorgeschlagen. Durch konkrete Vorschläge soll die Zukunft der deutschen Sprache in den ehemaligen deutschen Gebieten gesichert werden (aus dem Vorwort).

Die Stellung des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen zur Umsetzung der Europäischen Sprachencharta, formuliert im Dokument „Der Weg zur sicheren Zukunft der deutschen Sprache“, wurde durch den Vorstand des VdG am 18. Oktober 2021 verabschiedet. Diese schriftliche Stellungnahme wurde dann im Dezember 2021 an das polnische Ministerium für Inneres und Verwaltung, das für die Minderheitenpolitik zuständig ist, und an den Europarat übermittelt. Am 11. Mai 2022 wurde das Dokument in der Öffentlichkeit vorgestellt: Vertretern der deutschen Minderheit, Lehrern und der lokalen Regierung.

Die Aussagen wurden HIER gesammelt.

Das Schicksal der Bevölkerung Oberschlesiens, die sich zu ihrem Deutschtum bekannte, und die Verbrechen gegen diese Bevölkerung sind nur noch einer kleinen Gruppe von Interessierten bekannt, was von der Zensur aus der Zeit der Volksrepublik Polen sowie den daraus resultierenden Schwierigkeiten bei der Abrechnung mit der Vergangenheit beeinflusst wurde. Ein Teil der Empfänger empfand die Beschreibung des Leidens der deutschen Bevölkerung während der kommunistischen Ära fälschlicherweise als ein Versuch, nationalsozialistische Verbrechen zu verkleinern. Dieses Thema gibt immer noch Anlass zu unnötigen Emotionen. Aus diesen Gründen fehlt es an Lagerliteratur, die die Zeugnisse von Menschen präsentieren würde, die sich deutsch fühlen. Wir hatten noch nicht die Gelegenheit, durch ihre Augen das Leben dieser Menschen in Gefängnissen und Zwangsarbeitslagern im Nachkriegspolen zu sehen, die durch den kommunistischen Zwangsapparat geschaffen wurden. Ebenso war das Schicksal der Bevölkerung, die sich in den östlichen Gebieten Oberschlesiens für Zugehörigkeit der Region zu Deutschland entschied, die 1922 in den polnischen Staat eingegliedert wurde, unbekannt.

Die von Elisabeth Kwapis beschriebenen Ereignisse sind real, ebenso wie Orte und Menschen, die existierten oder noch existieren. (…) Elisabeth Kwapis‘ Autobiographie sollte als ein Zeugnis behandelt werden, das die Zeitprobe und die Probe der in den Archiven aufbewahrten Dokumente überbesteht. (Anmerkung des Übersetzers).

Elisabeth Kwapis: Sie brachten uns die Freiheit
Herausgeber: Verband der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen
Grafikdesign, Komposition und Druck: ART-GRAPH Jerzy Grycz
Veröffentlichung dank der finanziellen Unterstützung des Konsulats der Bundesrepublik Deutschland in Oppeln

Oppeln 2021

Salomon ist eine wirklich besondere Publikation, ein Ergebnis eines literarischen Wettbewerbs unter dem Titel "Schicksal der Deutschen in Polen nach 1945". Im Rahmen des Wettbewerbs haben wir 22 Texte bekommen und "Salomon" ist dessen Preisträger. Die Geschichte nähert uns den Schicksal des Nachkriegslagers "Zgoda" für Deutsche und die, die man für solche hielt. Darin können wir nicht nur über die Nachkriegswirren aber auch über das Schicksal der Deutschen, die im neuen Polen ohne jegliche Rechte lebten, lesen. "Salomon" ist kein Vortrag, kein Geschichtsunterricht, es ist ein Vorschlag, der uns eine Reflexion über die schmerzhafte Vergangenheit der ehemaligen deutschen und heute polnischen Gebiete gibt.

Das Buch von Arno Surmiński ist in Polen an der Schwelle zum Jahr 2015 herausgegeben, also 70 Jahre nach dem Ende des schrecklichen II Weltkrieges im Jahr 1945. In der Geschichte stellt dieses Jahr das Ende des Elends dar, aber im Schatten dieses Jahrestages verlieren wir das Bewusstsein, dass dies für Millionen Menschen, ein Jahr der Vertreibung und der Flucht war. Es ist das Jahr, in dem neue Arbeitslager entstanden sind, die deutsche Zivilbevölkerung in die UDSSR deportiert wurde, ihre Häuser enteignet wurden und sie die Heimat verloren haben. Diese Wirklichkeit beschreibt Arno Surmiński in diesem Roman treffend mit einem weiten Blick, weil er neben den historischen Ereignissen, die seine Helden prägten, das ungerechte Schicksal oft analysiert, welches ihnen sowohl in West- wie auch in Ostdeutschland ereilte.

Das Leben in einer Diaspora ist die Grunderfahrung jeder nationalen Minderheit, aber auch in ihr können es sehr unterschiedliche Erfahrungen sein. Der eigentliche Zweck der Reflexion über das Deutschsein in Polen stellt die Frage der Identifikation in den Mittelpunkt und dahinter das Verständnis dieser Identifikation in all ihrer Komplexität, die sich 2011 aufgrund der unterschiedlichen Methodik und Fragestellungen der Volkszählung in Polen vor allem in Oberschlesien offenbarte. Sind schlesische und deutsche Identifikationen zwei verschiedene nicht-polnische Identitäten oder vielleicht zwei Definitionen derselben? Begleitet eine ähnlich starke regionale Identität auch die Deutschen im ehemaligen Ostpreußen? In der Welt um uns herum gibt es Dinge, die dauerhaft sind, aber die Veränderungen unterliegen. Eine davon ist Heimat, die wir immer schaffen, bewusst oder unbewusst, die wir aber, und uns selbst, nicht immer verstehen.

Die Idee dazu, dieses Buch entstehen zu lassen, ist im Zuge der Feierlichkeiten des 20-jährigen Gründungsjubiläums der deutschen Gesellschaften in Polen entstanden. Infolge der historischen Ereignisse finden sich die Deutschen in Polen auf einer Brücke zwischen beiden Ländern wieder, auf der sie eine Mittlerfunktion einnehmen. Sie führen den Dialog mit Mitbürgern, Verwandten und Nachbarn, denen nicht gestattet wurde, in der Heimat zu bleiben, aber sie suchen auch das Gespräch mit Politikern aus beiden Ländern. Das führt dazu, dass man oft über die Gesellschaft streitet und diskutiert, dabei aber die Menschen vergisst. Deshalb kam es im Jubiläum des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften, der die Organisationen der deutschen Minderheit vereinigt, zu dieser Idee, Eindrücke von Menschen zu sammeln, die als Deutsche in Polen leben.

Der Inhalt des Romans "Wir sehen uns bestimmt wieder" reicht zurück bis zu den historischen Ereignissen, welche die Gegenwart weiterhin beschatten. Er zeigt, wie der tragisch endende Krieg das jahrhundertealte Gefüge der schlesischen Gesellschaft zerriss. Die Konsequenz war die Teilung in zwei Gruppen: die deutsche Minderheit in Polen und die Vertriebenen in Deutschland. Die Erzählung handelt von Schmerz, Verlust, Leiden und Rückkehr in die Heimat. Sie offenbart die Ereignisse aus der Sicht eines Kindes, was ihr eine wahrhaft menschliche Dimension verleiht, in der es keinen Raum für Theorien und Interpretationen gibt; stattdessen basiert sie auf Ehrlichkeit und Wahrheit.