Kreuzchen und die Segnung der Speisen

Kreuzchen und die Segnung der Speisen

Wenn Sie diese Ausgabe des „Wochenblatt.pl“ lesen, wird das österliche Triduum bereits im Gange sein. Für die einen werden es Tage der Stille und des Gebets sein, für die anderen des Einkaufens und der Vorbereitungen für die Segnung der Speisen oder das Osterfrühstück.

Wie immer werde ich bei Sonnenaufgang am Karfreitag mit Kreuzchen aus Weidenzweigen, die am Palmsonntag geweiht wurden, losziehen und sie in allen Ecken des Feldes und des Gartens in die Erde stecken. Symbolisch und mit Gebet. In der Firma wird nicht gearbeitet und im Haus herrscht neben der Einhaltung des Fastens auch Stille, da keine lärmende Arbeit mehr verrichtet wird. Gesalzener Hering mit einer Kartoffel zum Mittagessen. Dies sind Elemente einer Tradition, die von Generation zu Generation weitergegeben wird.

Früher gab es mehr von ihnen, aber wir verlieren sie unwillkürlich, denn sie werden durch unseren Lebensstil verdrängt. Doch ihre Pflege bestimmt unsere Identität. Richard Šulko, den ich aus dem tschechischen Egerland kenne, sagt, dass Symbole in Form von deutschen Wegkreuzen, Kapellen oder Gedenktafeln sowie Rituale, die in Religion und Geschichte verwurzelt sind, für die deutsche Minderheit genauso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger sind als die Sprache. Allerdings müssen diese Rituale zuhause gelebt werden und nicht von Museen im Rahmen von Projekten inszeniert werden. Solche, auch deutsche, Rituale können den heutigen Bewohnern Schlesiens oder ebenjenes Egerlandes eingeimpft werden.

Doch es ist nicht sehr gut darum bestellt, wenn, wie es mir scheint, keiner meiner Nachbarn mehr am Freitagmorgen mit Kreuzchen auf seinem Feld erscheint. Es ist erfreulich, dass die Tradition, am Palmsonntag Kreuzchen aus Palmzweigen zu machen, im Jahr 2022 in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Woiwodschaft Oppeln aufgenommen wurde, aber wir wissen, dass dieser schöne Brauch nicht vor dem Aussterben bewahrt werden kann. Er wurde als Tradition von Familien, die von der Landwirtschaft leben, in die Liste aufgenommen, aber mir wurde er von meinem Vater überliefert, in dessen Familie seit Generationen Schreiner waren und die Kreuzchen in den Ecken seiner Werkstatt aufstellte. Ich weiß, dass auch andere Schreiner in Guttentag dies taten und ihre Werkstätten und ihre Arbeit Gott anvertrauten. Denn Tradition kann lebendig sein und sich kreativ von Mustern lösen.

In diesem Zusammenhang hat es mich gefreut, dass der Pfarrer meiner Kirchengemeinde mich bei der Einladung zum österlichen Triduum ermutigt hat, diesen Brauch zu pflegen. Das ist wichtiger als die Frage, ob die Segnung der Speisen ein schlesischer Brauch ist oder nicht. Den Gegnern dieses besonderen Brauchs möchte ich in Erinnerung rufen, dass er in ganz Süddeutschland, Österreich und Südtirol als Speisesegnung oder Fleischweihe gepflegt wird.

Für das Fest der Auferstehung wünsche ich Ihnen allen, dass Sie es spirituell erleben, dass Sie die traditionellen Osterbräuche pflegen und mit authentischer Religiosität und Identität füllen.

Bernard Gaida

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