Am 1. Juni 2025 fand die 30. Wallfahrt der Nationalen und Ethnischen Minderheiten zum St. Annaberg statt. Die Veranstaltung, die in diesem Jahr unter dem Motto „Lasst uns an der Hoffnung, die wir bekennen, festhalten, denn Christus, der den Heiligen Geist verheißen hat, ist zuverlässig!“ (vgl. Apg 1,5.8; Hebr 10,23) stand, ist zu dem festen Bestandteil der religiösen Ereignisse der Deutschen Minderheit geworden.
Das Jubiläum der Wallfahrt unterstreicht ihre besondere Bedeutung für die Pilger. Es ist eine gute Gelegenheit, sich an die Ursprünge der Wallfahrt und ihre Bedeutung für die deutsche Gemeinschaft zu erinnern. Die erste Wallfahrt der Deutschen in Polen fand nicht im Jahr 1996 auf dem St. Annaberg statt, sondern ein Jahr früher. Im Jahr 1995 fanden zwei statt: in Rosenberg und Groß Peterwitz. In der Einladung selbst heißt es, dass „die Zeit reif ist, um die ehrwürdige, schlesische Tradition der mehrsprachigen Wallfahrten wieder aufzunehmen“. Von historischer Bedeutung war jedoch nur die Wallfahrt am 2. Juni 1996 auf den St. Annaberg, an der rund 5 000 Gläubige u.a. aus den Bistümern Gleiwitz, Kattowitz, Oppeln und Breslau teilnahmen. Es war das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg, dass nationale Minderheiten, insbesondere die deutsche Minderheit, an diesem Ort gemeinsam in polnischer und deutscher Sprache beteten. In seiner damaligen Predigt betonte Pfarrer Peter Tarlinski, dass:
Christus ist mitten unter uns und wir danken IHM für diese Stunden, in denen wir als EIN Volk Gottes zusammen sein können und dürfen. Viele unserer Großeltern und Eltern haben mit Sehnsucht auf diesen Tag gewartet, an dem sie in der Liturgie deutsch singen und beten könnten, und sind mit ihren Hoffnungen gestorben. Für uns gingen die Erwartungen in Erfüllung. Gott sei Dank dafür!
In diesem Jahr brachte die Wallfahrt eine große Zahl von Gläubigen zusammen, für die das Ereignis sowohl eine geistliche als auch eine gemeinschaftliche Dimension hat. Sie begann um 10 Uhr mit einem Gebet im Anliegen der DFKs, der Familien, der Kinder und Jugendlichen wie um den Frieden. Danach hielt Rafał Bartek, Vorsitzender des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG), eine Rede, in der er die Schlüsselrolle der deutschsprachigen Messen für die Bewahrung unserer Identität und deren Weitergabe an künftige Generationen betonte:
Aus diesem Grund haben Werte eine große Bedeutung. Werte, die wir pflegen und an die nächste Generation weitergeben. Eine der wichtigsten Säulen unserer Identität ist die Sprache. Deshalb legen wir großen Wert auf die Bildung von Kindern und Jugendlichen. Eine besondere Rolle spielen dabei die zweisprachigen Kindergärten, Schulen von Vereinen, die von Mitgliedern der deutschen Minderheit gegründet wurden und die mit viel Engagement und Leidenschaft die Kleinsten bei der Entwicklung ihrer Deutschkenntnisse unterstützen. Wir dürfen aber auch nicht die entscheidende Rolle vergessen, welche die öffentlichen Schulen und Kindergärten spielen, die von lokalen Behörden betrieben werden (…) Wir freuen uns, dass gemäß der Entscheidung der Bildungsministerin ab diesem Schuljahr wieder der dreistündige Unterricht Deutsch als Minderheitensprache an diesen Schulen stattfindet und die Diskriminierung damit ein Ende hat (…) Ein weiterer wichtiger Aspekt, der einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung, Pflege und Weitergabe der deutschen Sprache an nachfolgende Generationen leistet, sind die heiligen Messen in deutscher Sprache. Allein in den Woiwodschaften Oppeln und Schlesien werden in vielen Pfarreien solche Eucharistien abgehalten, aber wir wissen auch, dass ihre Anzahl immer geringer wird. Sie sind für uns von großer Bedeutung, deshalb appellieren wir, öfter deutschsprachige Gottesdienste abzuhalten.
Um 11 Uhr wurde eine Eucharistiefeier im Anliegen der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien und DFK der Woiwodschaft Schlesien anlässlich ihres 35-jährigen Bestehens wie auch für die Deutschen, das Volk Roma und andere nationale und regionale Minderheiten in Polen abgehalten. Die Messe wurde von Pfarrer Dr. Piotr Tarlinski zelebriert und die Predigt hielt Bischof Andrzej Czaja.
Die Wallfahrt endete mit einer Andacht zu Ehren der heiligen Anna in der Basilika. An diesem Tag fand traditionell am Pilgerhaus auch ein Wettbewerb der Kinder- und Jugendgruppen der Deutschen Minderheit statt. Es traten 24 Gruppen auf und begeisterten das Publikum mit ihren künstlerischen Talenten.
Die Veranstaltung wurde organisiert von: der Seelsorge der Nationalen und Ethnischen Minderheiten im Bistum. Oppeln und des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen. Finanzierung: Konsulat der Bundesrepublik Deutschland in Oppeln und Selbstverwaltung der Woiwodschaft Oppeln.