Feiertag der Aufstände … Was wird gefeiert?

Feiertag der Aufstände … Was wird gefeiert?

Am Freitag, 6. Mai, unterzeichnete Präsident Andrzej Duda eine Gesetzesvorlage zur Einführung des Nationaltages der Schlesischen Aufstände. Bei der Unterzeichnung sagte er: „Am 20. Juni 1922 marschierte die polnische Armee dank eines großen militärischen Erfolgs der Schlesischen Aufstände in Oberschlesien ein.“ Und doch wissen wir, dass polnische Soldaten entgegen den Absprachen im de facto von der polnischen Spionageabwehr initiierten sog. Aufstand involviert waren. Er wurde von polnischen Offizieren befohlen und von Warschau aus wurden bereits lange vor der Volksabstimmung Vorbereitungen dazu getroffen.

Am 9. Mai fand im Museum des Oppelner Schlesiens die Premiere eines Films der VdG-Media statt, aus dem wir diese Tatsachen erfahren können. Darin kommt auch Prof. Ryszard Kaczmarek, Autor der neuesten wissenschaftlichen Veröffentlichung „Powstanie Śląskie. 1919-1920-1921“ (Schlesien Aufstände 1919-1920-1921) zu Wort, der den Mythos vom „Aufstand des schlesischen Volkes“ endgültig entlarvt.

Es wäre nichts Falsches daran, einen solchen Feiertag zu initiieren, wenn man glauben könnte, dass er nicht zu einem weiteren Element der Verbiegung der Geschichte hin zum Mythos aus der Volksrepublik Polen werden würde, der mit dem Xawery-Dunikowski-Denkmal auf dem St. Annaberg gekrönt ist. Leider weiß ich, dass ohne Rücksicht auf die Ergebnisse wissenschaftlicher Analysen von Historikern, ohne Rücksicht auf das familiäre Gedächtnis in Schlesien die emotionale Gewalt des Staates, das angeordnete historische Gedächtnis wahrscheinlich ein anderes Werkzeug finden wird. Es werden Worte nicht beachtet, die auf dem St. Annaberg bereits gefallen sind. So sagte seinerzeit der hl. Johannes Paul II., dass „dieses Land mehrfacher Versöhnung bedarf” und dann sagte Präsident Komorowski, dass „gegenüber den schlesischen Aufständischen auch andere Schlesier standen, die sich als Deutsche fühlten und wollten, dass Schlesien Teil des deutschen Staates bleibt”.

Der Aufruf der VdG-Delegierten aus dem Jahr 2019, die Verstorbenen auf beiden Seiten gleichermaßen zu ehren, bleibt gültig. Auch in diesem Jahr wurden nur schwarz-rot-goldene Kränze sowohl auf dem Grab von Kadetten aus Lemberg, die beim Angriff auf den St. Annaberg gefallen sind, und auf dem Grab der deutschen Verteidiger niedergelegt. Der weiß-rote Kranz des Oppelner Woiwoden liegt nur auf dem Grab der „Aufständischen“ aus Lemberg. Aber der Film setzt eine wichtige Akzentverschiebung aus Sicht der Gegenwart, indem er darauf hinweist, dass die Initiierung des Aufstands ein Bruch des Versailler Vertrages war, in dem entschieden wurde, dass über die staatliche Zugehörigkeit Oberschlesiens dessen Bewohner in einer Volksabstimmung entscheiden. Und sie entschieden mehrheitlich für die Zugehörigkeit zu Deutschland. Gegen diesen Willen wählte die polnische Seite eine militärische Lösung und Blutvergießen.

Möge der Film helfen zu verstehen, dass angesichts des Krieges im Osten, den wir einhellig verurteilen, die Verherrlichung einer militärischen Lösung als Reaktion auf eine friedliche Volksabstimmung Doppelzüngigkeit ist, auch oder gerade, weil die Schlesier auf beiden Seiten standen.

Bernard Gaida

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