Ist der Minderheitenunterricht wieder mal ein Verhandlungsmittel zwischen Polen und Deutschland?

Ist der Minderheitenunterricht wieder mal ein Verhandlungsmittel zwischen Polen und Deutschland? Minister Edukacji i Nauki Przemysław Czarnek w radiu RMF / Bildungsminister Przemysław Czarnek beim Radiosender RMF. Foto: Radio RMF

#SprachenlernenIstKeinePolitik

“Der Unterricht von Deutsch als Minderheitensprache wird zurückkehren, sofern es möglich wird, die Zugehörigkeit zur deutschen Minderheit nachzuweisen. Vielleicht sollten diejenigen, die sich dazu bekennen, Deutsche zu sein, Abiturprüfung auf Deutsch ablegen?”, sagte polnischer Minister für Bildung und Wissenschaft, Przemysław Czarnek, während des heutigen Interviews für Radio RMF.

“Das System zur Überprüfung der Zugehörigkeit zu einer nationalen Minderheit ist ein System, das vom polnischen Staat geschaffen wurde. Warum sollten also Kinder, die der deutschen Minderheit angehören, dafür bestraft werden, dass das in Polen geltende System in Augen des Bildungsministers mangelhaft ist?”, fragt der Vorsitzende des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen und Vorsitzender des Oppelner Sejmiks (lokale Selbstverwaltung), Rafał Bartek.

Laut Minister Przemysław Czarnek ist der von der deutschen Seite angegebene zusätzliche Betrag von 1 Mio. EUR zu niedrig. Wofür aber sollte der Betrag dienen? Der Minister weist darauf hin, es sei der Betrag, der für den Polnischunterricht vorgesehen sei. In der Wirklichkeit aber ist es anders. Es sollte an dieser Stelle betont werden, was in Bezug darauf der Bevollmächtigte der deutschen Regierung für die deutsch-polnische Zusammenarbeit, Dietmar Nietan sagte, der darauf hinweist, dass dieser Betrag erst zur Analyse des Bedarfs im Polnischunterricht in Deutschland verwendet werden soll.

Dies wirft die Frage auf, welchen Zweck der Minister hat, diese Tatsache auf eine Weise darzustellen, die die Öffentlichkeit irreführt und das Thema des Sprachenlernens von Kindern für politische Zwecke nutzt.

“Ich habe die deutsche Minderheit gebeten, sich mir und dem Außenministerium in einem Brief anzuschließen, in dem wir ihnen dafür danken, dass der Fonds [zum Erlernen der polnischen Sprache] endlich eingerichtet wurde, wir werden aber verlangen, dass es in diesem Fonds weitere 24 Millionen Euro gibt”, sagte Minister Przemysław Czarnek im RMF-Radio. Als Antwort auf diesen Vorschlag erklärt der Vorsitzende des VdG in Polen, Rafał Bartek, beim Wochenblatt.pl:

Wir, die deutsche Minderheit, sind letztlich die Empfänger dessen, was die Regierungen beschließen und anbieten, warum sollten wir also im Rahmen der gegenseitigen Forderungen der Regierungen irgendwelche Briefe verschicken? Ich weiß nicht, warum wir uns in dieser völlig politisierten Situation in zwischenstaatliche Angelegenheiten einmischen sollten. Es geht uns um das Wohl der Kinder, damit sie nicht weiter diskriminiert und stigmatisiert werden. Ich fordere den Minister daher auf, uns nicht in die aktuelle Politik, die er betreibt, hineinzumischen. Dies gilt umso mehr, als es sich um schmutzige Politik handelt.

„Für mich wie für alle Eltern ist das Wichtigste, dass Kinder die Möglichkeit haben, eine Sprache zu lernen. Ich finde es schwer zu verstehen, dass jemand es als etwas Schlechtes ansieht und darauf seine Politik machen möchte. Wie sollen wir den Kindern erklären, dass ihnen jemand die Perspektiven für die Zukunft und einen guten Start nimmt?“, betonte Aneta Buczek, Mutter von vier Kindern, während der Pressekonferenz, die am 28. November 2022 im Sitz des Verbandes organisiert wurde. Vertreter der Wissenschaft, Jugendliche und Eltern fassten damals ihre Postulate mit einem einfachen Motto zusammen: #NaukaJęzykaToNiePolityka [Sprachenlernen ist keine Politik]. Die Durchsetzung politischer Interessen sollte nicht auf Kosten der Zukunft von Kindern gehen; es sollten nicht die Kleinsten sein, auf deren Schultern politische Verhandlungen getragen werden sollten.

Die vollständige und ORIGINELLE Stellungnahme des Bundeskoordinators für die deutsch-polnischen Beziehungen, Dietmar Nietan, finden Sie HIER.

Die vollständige Stellungnahme der Pressekonferenz vom 28. November 2022 finden Sie HIER.

 

 

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