Ich sollte heute über die neue Koalition in Deutschland schreiben, über den Koalitionsvertrag, in dem eine Erwähnung der nationalen Minderheiten fehlt. Manche sehen etwas positives im Satz über die Unterstützung der Bürgerinitiative MSPI, die einen Teil der Kompetenzen im Bereich der Minderheitenpolitik auf die Ebene der Europäischen Kommission übertragen will. Aber auch wenn dies erfolgreich sein sollte, gilt ihrer Zuständigkeit nicht für deutsche Minderheiten außerhalb der EU, also zum Beispiel in den Gebieten der ehemaligen UdSSR
Ich denke, das beweist zumindest indirekt, dass die neue Bundesregierung weiterhin eine eigene Politik der Unterstützung der Volksgruppen führen wird, auch wenn im Koalitionsvertrag eine solche Information fehlt. Mit einer weiteren Analyse warte ich jedoch, bis die Besetzung der gesamten Regierung feststeht, am besten bis zu ersten Treffen.
Auf einer anderen Ebene geschah etwas sehr wichtiges, dass in seiner Symbolik sehr mit der deutschen Kultur verbunden ist. Der Advent begann, der in der Atmosphäre der uns weiterhin bedrohenden Pandemie und der politischen Ereignisse an den Rand gedrängt zu sein scheint. So ist es aber nicht. Die Anzahl der Wünsche zum 1. Adventssonntag von meinen Bekannten und Mitgliedern der deutschen Minderheit ist deutlich gestiegen. Früher habe ich neidisch auf diesen Brauch in Deutschland geschaut.
Der in seiner Art deutsche Brauch des Adventskranzes ist schon so stark in unser Bewusstsein getreten, dass wir uns unsere Häuser kaum ohne ihn vorstellen können. Es geht sogar soweit, dass ich im Internet den Eifer einiger zähmen musste, die behaupteten, es sei ein alter schlesischer Brauch. Dabei kann ich mich noch an Zeiten erinnern, als es ihn in unseren Häusern noch nicht gab. Kinder konzentrieren sich auf Adventskalender im Warten auf den in der deutsche Tradition verwurzelten Christbaum und den Besuch nicht des Nikolauses, des Engels oder des Sterns, sondern des Christkindes.
Es ist wichtig die Traditionen zu erhalten, dabei sollte man aber ihre religiöse Ebene nicht vergessen. Es ist nämlich die Erwartung der Ankunft des Messias, das Abzählen der Tage im Adventskalender, der Wochen auf dem Adventskranz und das Gebet in den Roratemessen. Für Christen ist es keine graue Zeit, doch generiert die uns umgebende Welt diese nicht? Denn kann man sich auf die Ankunft des Herrn freuen, wenn nicht weit in unmenschlichen Bedingungen Menschen von einer auf die andere Seite der Grenze getrieben werden?
Es ist aber auch eine Zeit des Nachdenken über uns selbst und unsere Bereitschaft zu Liebe, die in Bethlehem Fleisch geworden ist. Wird sie auch ein Teil von uns? Das ist die wichtigste Frage des Advents, zu der uns jedes unserer deutschen Symbole dieser Zeit führt.
Bernard Gaida