Unser größtes religiöses Fest liegt nun bereits hinter uns. Wichtig in diesem Jahr in mehrfacher Hinsicht. Eine Minderheit, die im Jahr des tausend Kilometer entfernt tobenden Krieges pilgerte, konnte nicht umhin, nach Frieden zu rufen. Und heute ist Frieden die wichtigste Assoziation, die im Zusammenhang mit der Ukraine auftritt.
Aber dieser Aufruf zum Frieden wurde von Kardinal Kurt Koch in Erinnerung gerufen, indem er Papst Johannes Paul II. zitierte, der 1989 den Titel der Botschaft zum Tag des Friedens auf die Überzeugung gründete, dass die Achtung von Minderheiten der Weg zum Frieden ist. Er erinnerte daran, dass das erste Geschenk Christi die Worte waren: „Frieden hinterlasse ich euch.“ Und die Ankündigung der Sendung des Heiligen Geistes.
An diesem Festtag trafen wir uns auf dem Annaberg, um über die einigende Kraft seiner Gaben nachzudenken. In jeder Ansprache, so auch in der Predigt von Kardinal Koch, wurde betont, dass Einheit in der Vielfalt Reichtum ist, dass die Schaffung von Einheit auch Vergebung und das Bemühen um Versöhnung erfordert. Der Ökumene-Experte aus dem Vatikan weiß, was er sagt, wenn er auf die Gemeinschaft von Taufe, Kultur und Zielen hinweist.
Die Worte von Minister Błażej Poboży, der sich bewusst war, dass sie für die Mitglieder der deutschen Gemeinschaft in Schlesien bestimmt waren, klangen auf unserem „Berg des vertrauensvollen Gebets“ eindeutig falsch. Am 4. Februar beschloss nämlich die Regierung der Republik Polen in Person des Bildungsministers, eines Professors der Katholischen Universität Lublin, den Ausschluss unserer Gemeinschaft vom gemeinsamen Recht der nationalen Minderheiten in Polen auf Bildung. Lediglich unseren Kindern wird das Erlernen der Sprache ihrer Vorfahren auf 1 Stunde pro Woche beschränkt. Und uns wurden vom Altar seine Worte vorgelesen, dass „uns Ungerechtigkeit nicht gleichgültig sein kann“ und dass „Einheit in der Vielfalt“ und „das Böse mit dem Guten überwinden“ wichtig sind.
Nach diesen Worten wartete ich auf eine Spur des Nachdenkens darüber, dass die Minister der polnischen Regierung all dies nicht eingehalten haben und dass sie vielleicht doch eine geistige Gabe haben, zu vereinen und nicht zu zerstören. Aber leider habe ich es nicht zu Gesicht bekommen. Als ich später in einem Gespräch mit Kardinal Koch die tatsächliche Situation der Deutschen in Polen schilderte, war dieser überrascht und fragte mehrmals, wie es möglich sei, dass der Minister seinen Gruß mit so schönen, aber toten Worten schreibe.
In einem Facebook-Beitrag habe ich gelesen, dass diese Rede ein Beispiel dafür ist, wie Politiker die Kirche instrumentalisieren, indem sie etwas vom Altar sagen, was sie eigentlich nicht umsetzen. Eine bittere Wahrheit.
Bernard Gaida