Am Dienstag, den 3. Mai, gedachten Vertreter der deutschen Stadt der Gefallenen während der schlesischen Aufstände. Blumen wurden sowohl auf den Gräbern der deutschen Verteidiger des St.-Anna-Berges als auch auf polnischen Aufständischen und Soldaten niedergelegt. „Die gleiche Ehre wurde den tragisch Gefallenen des Krieges erwiesen, der durch die Volksabstimmung friedlich beigelegt werden sollte und dessen Ergebnis vom damaligen Polen nicht akzeptiert wurde“, erinnerte der Vorsitzende des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen, Bernard Gaida. Unten finden Sie den vollständigen Text seiner Rede:
Wir stehen an einem sehr merkwürdigen Ort. Das ist von einer Seite eine Ruhestätte, von der anderen Seite aber ist das auch ein Symbol der Geschehnisse des Jahres 1921. Nebeneinander liegen hier die Aufständischen aus Schlesien, die polnischen Kadetten sowie die sterblichen Überreste der Freikorpskämpfer. Das zeigt, wie sehr der Konflikt damals kein wirklicher Aufstand gewesen ist und wie sehr er heute zu der modernen Bezeichnung des „Hybridkrieges“ passt. Jetzt aber, 100 Jahre danach, sehen wir nur die Gräber der tragisch Gefallenen mit zum Teil geheim bestatteten Überresten. Als Ruhestätte ähnelt der Ort den Soldatenfriedhöfen vom Ersten Weltkrieg, die ich in Ostpreußen gesehen habe, wo an dem Zentralkreuz geschrieben steht: „Freund und Feind im Tod vereint“. Leider sind oft die Lebenden aber nicht vereint.
Als Vertreter der deutschen Minderheit, 100 Jahre nach den Kämpfen des „polnischen Aufstands in O/S“, möchten wir jedoch zeigen, dass wir dazu gewachsen sind, trotz Unterschiede im historischen Bewusstsein, allen Gefallenen die Ehre zu erweisen und für alle zu beten. Das erwarten wir auch von unseren Nachbarn und Staatsvertretern. Das haben wir auch vor 10 Jahren vom Staatspräsidenten Komorowski deutlich gehört, als er sagte: „Erinnern wir uns auch daran, dass den Aufständischen auch andere Schlesier gegenüberstanden – und zwar diejenigen, die sich als Deutsche fühlten und wollten, dass Schlesien Teil des deutschen Staates bleibt. (…) Wir respektieren hier auch ihre Entscheidungen.
Trotz unseren Appell vom letzten Jahr am 2. Mai hat man wieder einseitig den Ausbruch des Blutvergießens hier gefeiert. So wie wir es vor einem Jahr initiiert haben, werden wir am 5. Juli mit einem Gottesdienst das Ende der Kämpfe und den Anfang des Stillstandes im damaligen Oberschlesien begehen. Dadurch möchten wir zeigen, und besonders in den Zeiten des Angriffs Russlands auf Ukraine, dass wir wirklich für Frieden und für Lösung aller Probleme auf demokratischem Wege sind. Damals hat man das mit der Volksabstimmung versucht. Leider war das damalige Polen sowie ein Teil der Bevölkerung mit deren Ergebnis nicht einverstanden und wollte das militärisch entscheiden.
Wir stehen an den Gräbern der Menschen, die dafür ihr Leben geopfert haben. Symbolisch gedenken wir der Tragödie der Teilung Schlesiens, der Teilung unter den Menschen und der Teilung der Herzen. Hoffentlich wird unser Appell noch breiter gehört, kommt in die Schulbücher rein, wird zum Teil der Erziehung der nächsten Generation und wird symbolisch die deutschen Schlesier und die Polen miteinander verbinden.
In diesem Sinne bitte ich um ein gemeinsames Gebet für alle Opfer des tragischen Jahres 1921.