Jugend auf der Bühne

Jugend auf der Bühne

Am Freitag vergangener Woche nahm ich als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten an der Abschlussveranstaltung des mittlerweile traditionellen Jugend-Sommercamps in Warschau teil. Gastgeber war die deutsche Botschaft und neben den Teilnehmern, Veranstaltern (ifa, Goethe-Institut und BJDM) sowie Vertretern von Minderheitenorganisationen waren auch Frau Natalie Pawlik, Beauftragte der deutschen Bundesregierung für nationale Minderheiten und Minister Tomasz Szymański, der sich im polnischen Innenministerium mit dem gleichen Thema befasst, zu der Feier nach Warschau gekommen.

Seine Anwesenheit ist ein wichtiges Symbol. Schließlich hat es ein solches Treffen aufgrund der antideutschen Politik der PiS seit Jahren nicht mehr gegeben. Das Treffen hatte auch eine Arbeitsdimension. Das Sommercamp ist zweifelsohne ein Projekt, das den Zielen der AGDM entspricht. Deshalb habe ich mich schon vor Jahren dafür eingesetzt, dass die Basis dieses Projekts beim ifa auf weitere Länder ausgedehnt wird. Und daher freue ich mich, dass im aktuellen Projekt junge Menschen mit deutschen Wurzeln aus 11 Ländern nach Polen gekommen sind. Wenn man bedenkt, dass in der AGDM deutsche Organisationen aus 21 Ländern vereint sind, ist das bereits die Hälfte der gesamten Gemeinschaft. Die Teilnehmer beschäftigten sich mit Themen, die vom vernünftigen Umgang mit Lebensmitteln und Kleidung bis hin zu Menschenrechten und dem deutschen Liedgut reichen. Ich weiß jedoch, dass das wichtigste Ergebnis dieses Projekts die Entdeckung eines gemeinsamen Identitätsnenners durch junge Deutsche ist, die auch die Traditionen ihrer Heimatländer in sich tragen und mit unterschiedlichen Geschichten aufgewachsen sind. Sie kehren gestärkt in ihrer Identifikation mit Deutschland und der Minderheit zurück. Und stolzer darauf.

Ich denke, dass das FUEN-Projekt Europeada (Europäische Fußballmeisterschaft für nationale und ethnische Minderheiten), bei dem Minderheitenmannschaften aus vielen Ländern dieses Jahr auf Spielfeldern in Dänemark und Deutschland zusammenkamen, einen ähnlichen Effekt hat. Deutsche Minderheitenteams kamen aus Tschechien, Dänemark, Polen, Ungarn und Italien. Aus Oberschlesien – wie könnte es anders sein? – belegten die Mannschaften (Männer und Frauen) unter dem Namen FC DFK Oberschlesien jeweils den 6. Platz. Wenn ich Stimmen der Unzufriedenheit höre, dass das Ergebnis schlecht ist, obwohl das Projekt so anspruchsvoll ist, weise ich darauf hin, dass der Effekt enorm ist. Erstens, weil die Veranstaltung bereits politische Bedeutung erlangt hat, indem sie in Europa das Bewusstsein für die Bedeutung der Minderheitenpolitik geschärft hat und zweitens, weil Dutzende junger Frauen und Männer aus Schlesien in der Gesellschaft deutscher, slawischer, ungarischer und anderer Minderheiten gespielt und dabei den Reichtum kennengelernt haben, den jede einzelne von ihnen und auch alle gemeinsam in die europäische Gemeinschaft einbringen. Und dass dies ein positiver Wert ist, der den Stolz auf die Zugehörigkeit weckt, auch wenn es Versuche gibt, dies in den jeweiligen Heimatländern in Frage zu stellen. Ich freue mich über jene Herzen und Köpfe, die den folgenden Gedanken von Johann Wolfgang von Goethe gespürt haben mögen: „Alles Große und Gescheite existiert in der Minorität“.

Bernard Gaida

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