Wenn wir das deutsche Wort „Heimat“ richtig verstehen, werden wir es nie mit dem polnischen Begriff „ojczyzna“ verwechseln. Als ich meine Oma fragte, was Heimat für sie bedeutet, definierte sie es als das Land, das ungefähr zwischen Kreuzburg und Ratibor sowie Lublinitz und Breslau liegt. Da das Fach Heimatkunde in den polnischen Lehrplänen nicht vorkommt, habe ich einmal einen Lehrer in Deutschland gefragt, was er in diesem Unterricht lehrt. Er antwortete, dass dieses Schulfach eigentlich das Wissen darüber umfassen sollte, was man vom Turm der örtlichen Kirche aus sehen kann. Und er fügte hinzu, dass es nicht nur um Wissen gehen sollte, sondern darum, dass man lernt, die Heimat „warmherzig“ zu betrachten. Wenn man Schlesien also mit Wärme, das heißt, nicht gleichgültig, betrachtet, sieht man viel mehr, und das gleichsam nebenher. Plötzlich sieht man die zahllosen Bande, die es zusammenhalten.
Familiäre Ereignisse brachten mich in Kontakt mit Branitz, das wir durch die Figur des Bischofs Josef Martin Nathan entdeckten. Über ihn habe ich in diesen Spalten des Wochenblatt.pl im Juni geschrieben. Aber was ist mit diesen Banden? In der außerordentlich schönen Basilika fällt uns ein Modernismus auf, der in einer Kirche, deren Bau 1929 begann, sehr überrascht. Überraschend ist die Abkehr von der traditionellen Sakralkunst und dem Historismus. Das zeigt sich an den monumentalen Mosaiken ebenso wie am „Goldenen Gitter“. Auch die Glasfenster in meiner Heimatkirche St. Maria Magdalena in Guttentag, die aus den frühen 1930er Jahren stammen und von denen man sagen möchte, dass sie vom Stil her eher in die 1970er Jahre passen, mögen überraschen. Aus den Aufzeichnungen von Pfarrer Johann Gladisch ist bekannt, dass die Buntglasfenster in der Kirche St. Sigismund und St. Hedwig in Cosel die Inspiration für ihre Entstehung waren. In diese Kirche führte mich kürzlich die traurige Verabschiedung des verstorbenen Ewald Świentek, mit dem ich viele Jahre lang zugunsten der Goethe-Schule in Cosel-Rogau zusammengearbeitet hatte.
Die Ähnlichkeit des Stils der Glasfenster in diesen beiden Kirchen ist unübersehbar. Branitz, Guttentag, Cosel. Was verbindet diese weit voneinander entfernten schlesischen Objekte? Wenn man etwas genauer hinschaut, haben sie eine bestimmte künstlerische Schule gemeinsam, deren Idee es war, einen Dialog zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart im sakralen Raum zu eröffnen. In Schlesien fand sie Anklang bei dem Provinzkonservator Günther Grundmann und dem Konservator Pfarrer Alfred Hadelt. Sie waren es, die das Freskenprojekt Utingers begutachteten. Hadelt gründete 1924 die Ostdeutsche Kunstwerkstätte in Neisse. Mit ihnen arbeitete Gebhard Utinger, der Schöpfer des Branitzer Goldgitters, zusammen, und ihre Signatur ist noch heute auf Glasfenstern in Guttentag und Cosel zu sehen. Betrachten wir unsere Heimat nicht gleichgültig, dann werden wir ihren inneren Zusammenhalt entdecken, der, obwohl heute vernachlässigt, über Jahrhunderte hinweg ihre Besonderheit geschaffen hat, für die sie von Generationen geliebt wurde. Lassen Sie uns auch heute danach suchen.
Bernard Gaida