Tag der Heimat: Deutsche Minderheiten als Brückenbauer in Europa

Tag der Heimat: Deutsche Minderheiten als Brückenbauer in Europa

Am 27. August 2022 hat der zentrale Auftakt zum Tag der Heimat des Bundes der Vertriebenen stattgefunden. Erneut wurden zahlreiche deutsche Heimatvertriebene, Flüchtlinge, Aussiedler und Spätaussiedler, – Vertreter der Erlebensgeneration und ihre Nachkommen – sowie Partner aus dem Bereich der deutschen Minderheiten, aus Politik, Kultur und Gesellschaft in der Bundeshauptstadt zusammenkommen.

Im Rahmen der Veranstaltung wurde Bernard Gaida als Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Minderheiten (AGDM) in der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten (FUEN) die Ehrenplakette des Bundes der Vertriebenen für die wichtige Arbeit der AGDM verliehen. “Mit dieser einstimmig vom BdV-Präsidium beschlossenen Ehrung wollen wir ein Zeichen dafür setzen, dass unsere verständigungspolitische Arbeit mit den in der Heimat verbliebenen Deutschen, – den deutschen Minderheiten in Europa und den Nachfolgestaaten der Sowjetunion – ebenso ‘natürliche’ wie engagierte und erfolgreiche Partner hat, die sich fortwährend mit eigenen Herausforderungen im Kultur-, Sprach- und Identitätserhalt konfrontiert sehen”, sagte zu dieser Auszeichnung Präsident des BdV, Herr Dr. Fabritius.

Die Brückenbauerfunktion der deutschen Minderheiten in Europa war das Hauptthema der Rede von Bernard Gaida. Er deutete jedoch dabei auch auf die großen Herausforderungen, vor denen die deutschen Minderheiten heute stehen; sei es in Hinsicht der Förderung der deutschen Sprache oder des Krieges in der Ukraine:

Es reicht, die gesetzliche Brutalität der Diskriminierung der deutschstämmigen Schüler in den polnischen Schulen anzuschauen, die in der nächsten Woche in Kraft treten wird. Und das passiert bei einer Tatenlosigkeit der Europäischen Kommission, bei zu schwachen Taten der Bundesregierung und Hilflosigkeit von vielen polnischen demokratischen Institutionen wie z. B. der Senat oder Ombudsmann. Ich kenne keinen anderen Fall in der europäischen Union, wo mit einer Unterschrift des Ministers 50 tausend Minderjährige diskriminiert werden.

(…) Eine tragische Lage kennzeichnet die deutschen Minderheiten in der Ukraine und in Russland. In Russland wird heute ihnen die Meinungsfreiheit beraubt und sie sind mit allen Konsequenzen an die Propaganda ausgesetzt. In der Ukraine sind sie, so wie alle Ukrainer, dem Mord, der Bombardierung, dem Existenzverlust und der Flucht ausgesetzt. Als AGDM und BdV mit den deutschen Minderheiten aus Polen, Slowakei und Rumänien, die sich engagiert haben, den Flüchtlingen zu helfen, konnte ich begreifen, dass wir, die in Frieden leben, das Schicksal wahrscheinlich nicht wirklich verstehen können; aber die Ältesten von uns, die noch die Flucht und Vertreibung erlebt haben, können es doch. Auch das zeigt, wie sehr die Deutschen in den Minderheiten ihre Brückenbauerfunktion ausüben können.

In seiner Rede deutete Bernard Gaida auch auf die Probleme, mit denen die deutschen Minderheiten im Alltag zu ringen haben, auch in der Frage der Förderung:

(…) In der Hinsicht der Existenzdrohung, besonders bei den kleineren Gruppen, werde ich die Verantwortlichen darum bitten, die Förderung zu erleichtern und wesentlich zu erhöhen. Oft spüren wir, wie sehr uns in der Förderpolitik ein Dialog auf Augenhöhe fehlt, wie sehr die an den Bedingungen basierenden Bedürfnisse, auf die unsere Organisationen hinweisen, als nicht zu vereinbaren mit den deutschen Interessen eingestuft werden. Wie schwierig es ist, eine Unterstützung im Bereich Schulwesen zu bekommen. Wie viel mehr abhängig ist diese Unterstützung von den subjektiven Entscheidungen der langen und kostenbedürftigen Kette der Ämter und Mittler als von dem wirklichen Bedarf. Wie große Unterschiede herrschen in der Betrachtung der Projekte der deutschen Minderheiten aus unterschiedlichen Ländern.

Zum ersten Mal auch war beim Tag der Heimat ein Festredner aus Polen anwesend: Dr. Rafał Dutkiewicz, ehemaliger Stadtpräsident von Breslau. Im Anschluss an die Veranstaltung erfolgte, wie in den vorherigen Jahren, die alljährliche, feierliche Kranzniederlegung am Mahnmal der deutschen Heimatvertriebenen, der „Ewigen Flamme“ auf dem Theodor-Heuss-Platz.

Vollständiger Inhalt der Rede von Bernard Gaida:

Rede von Bernard Gaida / przemówienie Bernarda Gaidy

 

Die Aufnahme von der Veranstaltung:

Quelle: BdV

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