Mit bangem Herzen

Mit bangem Herzen

„Mit bangem Herzen in die Nacht hinein” heißt ein Buch, das durch seinen Umfang imponiert und den Leser durch seine Authentizität in den Bann zieht. Ich meine das vom HDPZ zweisprachig herausgegebene Tagebuch von Adalbert Adamski aus Frei Kadlub, in dem er das Schicksal eines einfachen deutschen Soldaten zu Zeiten des Ersten Weltkrieges beschreibt.

Das Tagebuch ist keine chronikhafte Beschreibung der Kriegshandlungen (auch wenn er von ihnen erzählt), sondern eher ein Bericht aus den Schützengräben, den Quartieren und vom Überleben. Von der Angst vor Minen, vor Kampfgas bis hin zum Zeugnis authentischen Deutschtums eines Schlesiers aus der Nähe von Guttentag, der mit Soldaten aus Brandenburg konfrontiert wurde.

Das eindrucksvolle Zeitdokument, das in schönstem Deutsch geschrieben wurde, lag 100 Jahre lang als Handschrift versteckt, bis es ins Regionalmuseum nach Zembowitz kam, wo es so beeindruckt hat, dass man sich entschieden hatte, es zu drucken. Das Buch macht gleichzeitig bewusst, welche historischen Quellen sich außerhalb der Museen, Archive und Bibliotheken befinden. Auch das Projekt des DFKs Guttentag „Unsere Heimat vor 100 Jahren” basiert auf lokal erschlossenen Quellen. Ein wichtiges Merkmal solcher Quellen ist ihre Unabhängigkeit von staatlicher Manipulation der Geschichte und somit ist es schwer, sie in die Rahmen der offiziellen Geschichtsschreibung hineinzuquetschen. Da wird Geschichte menschlich geschrieben, mit Emotionen und Ehrlichkeit, wie in dem Satz Adamskis, den er im Schützengraben geschrieben hat: „Da schwanden ja oft ganz die Sinne dabei, man weiß meist gar nicht richtig, was geschieht und erwacht immer wieder beim nächsten Krachen, das hört sich genauso an, wie stärkster Donner. (…) Nervenschock – das Vorstadium des Wahnsinns“.

Zur Quelle werden auch die Erinnerungen, die in den Familien weitergegeben werden, wie der Bericht von Frau H. B. aus Guttentag, die weiß, dass ihrem Vater im Jahr 1921 befohlen wurde, mit seinem Leiterwagen die Leichen der gefallenen angeblichen Aufständischen „in Richtung Tschenstochau“ zu bringen. Das bestätigen andere niedergeschriebene Berichte, wonach die Hauptkräfte, die Guttentag damals angegriffen haben, aus Soldaten der Tschenstochauer Garnison bestanden. Derart ungefilterte Berichte strafen auch so starke Mythen Lügen, wie die von der allgemeinen „Auflehnung des schlesischen Volkes“ gegen die Deutschen. Albert Adamski dagegen weist auf Manipulationen hin, wonach Schlesier sich nicht als Deutsche fühlen und er zeigt eher, dass ihr schlesisches Deutschtum von den Kollegen aus anderen Teilen des Reiches nicht verstanden wurde.

Unsere Pflicht ist, diese wertvollen Quellen zu bewahren und zu veröffentlichen. Es ist unser aller Pflicht, denn die Zerstreuung, lokale Verbundenheit und die Unklarheit über ihren Wert führen dazu, dass nur ein Engagement lokaler Patrioten dies bewerkstelligen kann. Es scheint, dass wir z. B. mit dem Forschungszentrum der Deutschen Minderheit auf einem guten Weg sind.

Bernard Gaida

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