Ein klarer Unterschied

Ein klarer Unterschied

Das mit den Feierlichkeiten zur Oberschlesischen Tragödie verbundene Wochenende führte mich nach Schwientochlowitz, Königshütte und Lamsdorf sowie zum Massengrab auf einem der Guttentager Friedhöfe. Es ist ein spezieller Ort, an dem nebeneinander deutsche Soldaten, getötete Bewohner Guttentags, aber auch Polen, die von den Russen wegen der Plünderung von Geschäften und Häusern erschossen wurden, ruhen. Die Letzten dort Bestatteten ist eine im Herbst 1945 erschossene Familie. Gleich daneben wurden polnische Soldaten beerdigt, die im Jahr 1939 gefallen sind. Sowjetische Soldaten, die dort ruhten, wurden vor Jahren exhumiert und auf einen Militärfriedhof in Tschenstochau umgebettet. Ein wahres Abbild des Krieges, der Opfer aller Seiten des Konfliktes verschlingt.

Gleichzeitig an den Orten der namenlosen Massengräber voller Zivilopfer auch aus der Nachkriegszeit, sehe ich Militärfriedhöfe in Ostpreußen aus der Zeit des Ersten Weltkrieges. Sorgfältig aufgeräumt, voll gleicher Kreuze, auf denen die Namen der Gefallenen geschrieben sind. Auf der einen Seite deutsche Soldaten, auf der anderen russische. Am zentralen Platz dagegen ein Kreuz mit der Aufschrift: „Freund und Feind im Tod vereint”. Wenn man es so bezeichnen kann, zeugen die Friedhöfe von einer enormen Veränderung nicht nur in der „Bestattungskultur“, sondern auch von einer tieferen Änderung der Weltanschauung. Der Tod ist für jeden gleich, aber die Art seiner Behandlung zeugt von dem Wert, dem man einem Menschen zu seinen Lebzeiten beigemessen hat. Ein Unterschied zwischen der Behandlung als eines menschlichen Wesens und nicht einer Ideologie, in der man nur ein Element der Masse ist.

Den gleichen philosophischen Unterschied sehe ich darin, wie die beiden Kriege endeten. Auf der einen Seite der Versuch, den Grundsatz der Selbstbestimmung der Nationen anzuwenden, auf der anderen Grenzziehungen durch drei Anführer der Alliierten gegen die Geschichte, Demografie, den Willen der Menschen, ihr Einverständnis auf millionenfache Vertreibung und Zwangsarbeit. Personalismus gegen Totalitarismus, Nationalismus, Kommunismus. Daher muss man heute den Wert eines jeden Menschen achten, sowie seiner individuellen Identität, auf die er ein persönliches Recht hat. Diese Identität darf jeder deklarieren, auch wenn es eine minderheitliche, auch wenn es die deutsche in Polen ist.

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