Denken wir an Chronstau am 1.04.

Denken wir an Chronstau am 1.04.

Prof. Grzegorz Janusz, eine Autorität in Sachen Menschenrechte und der daraus resultierenden Minderheitenrechte, sagte einmal, dass Volksgruppen am stärksten sind in Zeiten der Unterdrückung. Ich musste daran denken, als im Internet die Information bekannt wurde, Janusz Kowalski habe eine Interpellation vorgelegt mit dem Ziel, die Tafeln mit der zusätzlichen deutschsprachigen Bezeichnung in der Gemeinde Chronstau abzumontieren − und die Jugend des BJDM dazu aufgerufen hatte, von sich vor dem Hintergrund zweisprachiger Tafeln Fotos zu machen.

Ich selbst ging gleich am Sonntag zum Schild Dobrodzień/ Guttentag. Am Montag dann war das Internet voll ähnlicher Fotos. Junge Menschen aus meiner Stadt haben einen kurzen Film gedreht und wiederholten darin mit Stolz den schon ein wenig vergessenen Slogan: „Unsere Heimat“. Über den Appell des BJDM informierten wir auch auf der Seite der AGDM und riefen unsere Landsleute aus anderen Ländern zur Unterstützung für den Schutz der Tafeln auf. Und es ist geschehen. Während ich diese Worte schreibe, sehe ich, dass das Lenau Haus in Ungarn einen Post hochgeladen hat, in dem mit Stolz nicht nur zwei- sondern dreisprachige Tafeln präsentiert werden. Dazu kommt die Aussage, dass sowohl in Polen als auch in Ungarn diese Tafeln ein Teil der Geschichte, Kultur und des Erbes der deutschen Minderheit sind.

Die Aktivität der Jugend freut nicht nur, weil sie wichtig ist in Zeiten des Versuches, die erworbenen Rechte der deutschen Minderheit zu negieren, sondern sie zeigt, wie die jungen Menschen dieses Recht und diese Tafeln für bedeutend in ihrem eigenen Leben und ihrer Würde erachten. Der Anschlag auf die Schilder belebt zum Handeln und das Gefühl der Solidarität bestärkt. Das ist motivierend.

Man muss nicht immer auf solch spektakuläre Weise das Recht der deutschen Minderheit auf die Sprache an Ortstafeln, Amtsschildern und in der Schule schützen. In zwei Monaten beginnt die Volkszählung, in der man antworten kann, dass man deutscher Nationalität ist und im Alltag die deutsche Sprache nutzt. Man antwortet dann allein am Computer. Aber von der Anzahl unser aller, die so eine Deklaration abgeben, hängt für die nächsten 10 Jahre das Schicksal der zweisprachigen Tafeln und des Deutschunterrichtes in den Schulen ab.

Bernard Gaida

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