An wichtige Ereignisse wird in Oberschlesien nie vergessen. Das beweist das jährliche Gedenken an die Oberschlesische Tragödie. Am 28. Januar gedachte der Verband der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG) der Opfer der Arbeitslager der Nachkriegszeit in Lamsdorf.
In seiner Rede, Konsul der Bundesrepublik Deutschland in Oppeln, Peter Herr, sagte:
„Wir gedenken heute der Opfer der Oberschlesischen Tragödie. Die deutsche Zivilbevölkerung in Oberschlesien wurde nach dem 2. Weltkrieg stellvertretend für alle Folgen der deutschen Besatzungszeit in Polen verantwortlich gemacht. Sie traf der Vergeltungswunsch Derer, die Bestrafung der deutschen Zivilbevölkerung für die Taten Anderer als gerecht und legitim darstellten. Für diese Ansicht bezahlten die deutschen Einwohner Oberschlesien einen hohen, nur Allzuviele von Ihnen den allerhöchsten Preis […] Meine Damen und Herren, lassen Sie uns gemeinsam alles tun, dass Lamsdorf, und Das was zu Lamsdorf führte, sich nie und nirgendwo mehr wiederholt. Es gilt, die Erinnerungen der Zeitzeugen zu bewahren, die uns mahnen, dass ähnliches Leid anderen Menschen nicht mehr widerfahren darf.“
Auch Bernard Gaida, Bevollmächtigter des VdG für internationale Zusammenarbeit in Polen, betonte die Wichtigkeit dieser Veranstaltung:
„Heute haben uns hier geführt unsere Gedanken über die tragischen Ereignisse von vor fast 80 Jahren. Seit vielen Jahren besuchen wir bei uns in Schlesien die Gedenkstätten, sowohl in Schwientochlowitz-Zgoda, in Myslowitz-Rosengarten, in Gleiwitz, in Laban und heute in Lamsdorf. Alles sind Nachkriegslager für Deutsche gewesen. Der Begriff der Oberschlesischen Tragödie hat sich bereits in der Öffentlichkeit Schlesiens etabliert, aber an allen diesen Orten seit Jahren erinnere ich mich immer, dass die hier liegenden Opfer beteiligt waren an dem Schicksal aller Deutschen in Mittel- und Osteuropa nach dem Krieg […] Heute stehen wir symbolisch an der einer von wenigen unseren Gedenkstätten. Aber das Gedenken von uns muss breit sein, viel breiter als nur meine schlesische Heimat, weil die meisten Stätten unseres Gedenkens haben überhaupt keine Tafeln. Wir müssen all diesen Opfern auch als Warnung für die Zukunft gedenken, vor allem heute, da Krieg und Terror wieder als nächste Etappe der Politik benutzt werden.“
Die Veranstaltung begann mit einer Andacht in der Kirche St. Mary Magdalene, gefolgt von einer Kranzniederlegung auf dem Friedhof der Arbeitslageropfer.
Zum Abschluss fand ein Vortrag von Dr. Dariusz Węgrzyn mit dem Titel „Internierung – „Deportation von Oberschlesiern in sowjetische Gulags im Jahr 1945“ statt.
Fotos: Lucas Netter