Rückblick auf die Konferenz „Die deutsch-polnische Grenze in der Zwischenkriegszeit“

Rückblick auf die Konferenz „Die deutsch-polnische Grenze in der Zwischenkriegszeit“

Im Anschluss an die 54. Verbandsratssitzung des VdG am 19. Mai 2023 im Pilgerheim auf dem St. Annaberg fand ebendort die dreitätige Konferenz zum Thema „Die deutsch-polnische Grenze in der Zwischenkriegszeit“ bis zum 21. Mai 2023 statt.

Organisiert wurde diese Konferenz vom VdG zusammen mit dem Forschungszentrum der Deutschen Minderheit unter der Ehrenschirmherrschaft des Woiwodschaftsmarschalls von Oppeln Andrzej Buła sowie finanziert von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, dem Marschallamt der Woiwodschaft Oppeln und dem Konsulat der Bundesrepublik Deutschland in Oppeln.

Trotz oder vielleicht auch durch Unterstützung des sonnigen Maiwetters an diesem Wochenende zeigten die Teilnehmer reges Interesse an den insgesamt acht vorgetragenen Referaten. Die Referentin Dr. Magdalena Sacha merkte hierzu am Sonntagmorgen zu Beginn ihres zweiten Beitrags im Rahmen der Konferenz humorvoll an, wie sehr ihr die Disziplin der Deutschen Minderheit gefalle, dass sie sogar sonntags zu Referaten erscheint. Aber nicht nur die teilnehmenden Zuhörer beteiligten sich an den jeweiligen Diskussionsrunden nach jedem Vortrag. Denn die sieben eingeladenen Referenten selbst nahmen hier ebenfalls die Chance zur Diskussion und einem kollegialen Austausch wahr. Die Aufgabe des Moderators und Vorstellung der Referenten übernahm dabei Krzysztof Wysdak.

Dr. Michał Matheja (links) und Dr. Mirosław Węcki (rechts). Foto: Beate Tur.

Foto: Lucas Netter.

Foto: Lucas Netter.

Prof. Dr. hab. Dagmara Jajeśniak-Quast. Foto: Lucas Netter.

Am Freitag (19. Mai) eröffnete der VdG-Vorsitzende Rafał Bartek mit einer kurzen Rede die Konferenz, in der er die Wichtigkeit der Diskussion zum Erkenntnisgewinn betonte, gefolgt von Dr. Michał Matheja als Vertreter des Forschungszentrums, der konstatierte, dass hier nun die Zeit sei, Forschungsergebnisse vorzustellen sowie den Dankesworten des Woiwodschaftmarschalls Andrzej Buła in Briefform, vorgelesen von Krzysztof Wysdak.

Rafał Bartek (links) und Krzysztof Wysdak (rechts). Foto: Beate Tur.

Dr. Michał Matheja. Foto: Beate Tur.

Als erste Referentin stellte Prof. Dr. hab. Dagmara Jajeśniak-Quast (Zentrum für Interdisziplinäre Polenstudien, Europa-Universität Viadrina) in ihrem Vortrag Eine vergessene deutsch-polnische Grenze? Die Suche nach Spuren aus der Zwischenkriegszeit von Oberschlesien bis zur Ostsee das Projekt 1918. Die vergessene Grenze vor.

Prof. dr. hab. Dagmara Jajeśniak-Quast. Foto: Beate Tur.

Ihr folgte Dr. Bernard Linek (Instytut Śląski), der seine Forschungen zum Thema Die erste Oberschlesische Tragödie? Migrationen – Minderheiten – Versailler System präsentierte.

Dr. Bernard Linek. Foto: Beate Tur.

Der Samstag (20. Mai) bot gleich vier Referate. Den Anfang machte Dr. Mirosław Węcki (Uniwersytet Śląski) mit seiner Forschungsfrage Flucht oder Option? Migrationen in Hindenburg nach 1922 und stellte in seiner Präsentation die historischen Vorentwicklungen sowie Nachwirkungen der Bevölkerungsbewegungen 1922-1925 dar.

Dr. Mirosław Węcki. Foto: Lucas Netter.

Dr. Dawid Keller (Siemanowice Śląskie, Rybnik) gab in seinem Vortrag Kein selbstverständliches Grenzgebiet – persönliche Geschichten aus dem Kreis Rybnik anhand von lokalen Einzelschicksalen der Geschichte nicht nur ein Gesicht, sondern gleich mehrere Gesichter.

Dr. Dawid Keller. Foto: Beate Tur.

In seinem Referat Die deutsch-polnische Grenze (1920-1939) als militärische Zone: ‚Kalter Krieg‘, Kontrolle des Verkehrsraums und Bevölkerungspolitik stellte Prof. Dr. Jens Boysen (Collegium Civitas) die deutsch-polnische Grenze in den gesamteuropäischen Kontext und betrachtete unter Anderem Aspekte der Wirtschaft und der Verkehrsgeografie.

Dr. Jens Boysen. Foto: Beate Tur.

Als letzte Referentin dieses Tages präsentierte Dr. Magdalena Sacha (Uniwersytet Gdański) die Forschungsarbeiten ihrer Kollegen ihres sogenannten Dream Teams in ihrem Vortrag Auf den Spuren der Grenze. Bericht zum Forschungsprojekt des Kaschubischen Instituts auf dem pommerschen Abschnitt der deutsch-polnischen Grenze von 1920-1939. Thematisiert und verglichen wurde in einem Projekt die Architektur auf der damaligen deutschen mit der damaligen polnischen Seite. In einem anderen Projekt widmete man sich einer soziologischen Untersuchung anhand von Zeitzeugengesprächen.

Dr. Magdalena Sacha. Foto: Lucas Netter.

Am nächsten Tag (Sonntag, 21. Mai) kehrte Dr. Magdalena Sacha an den Rednerpult zurück, um diesmal aber über ihre eigene Forschung zu erzählen. Während ihres Vortrags mit dem Titel Eine sonderbare Grenze. Die Existenz oder Absenz des Themas der deutsch-polnischen Grenze von 1920-1939 in Museen Pommerellens stellte sie die lokalen Museumsnarrativen beider Seiten der Grenze im Laufe der Zeit kontrastiv dar.

Dr. Magdalena Sacha. Foto: Beate Tur.

Dr. Michał Matheja (Forschungszentrum der Deutschen Minderheit) bildete mit seiner Präsentation der Arbeit des Forschungszentrums unter dem Titel Vom FZDM initiierte Forschungsstudien – ein Rückblick. Neues Forschungsprojekt: die sprachliche Situation der deutschen Minderheit den Abschluss der Konferenz. Dabei stellte er Forschungsarbeiten, die bereits begonnen haben und demnächst publiziert werden sowie ein neues Forschungsprojekt (der Uniwersytet Śląski unter der Führung von Dr. Justyna Kijonka) zur Analyse der deutschen Sprache bei der deutschen Minderheit vor, wobei zu einer offenen Zusammenarbeit mit den Organisationen der Deutschen Minderheit aufgerufen wurde. Gerne könne man Ideen und Themen für zukünftige Forschungsarbeiten für die Jahre 2024 und 2025 beim Forschungszentrum einreichen.

Dr. Michał Matheja (links) und Krzysztof Wysdak (rechts). Foto: Lucas Netter.

Zwischen den Vorträgen im Programm gab es allerdings auch Zeit bei den Kaffeepausen auf der Terrasse die Aussicht auf die Umgebung des St. Annaberges inklusive der strahlend gelb blühenden Rapsfelder, die die Luft mit ihrem süßlichen Duft erfüllten, zu genießen.

Hinaus aus dem Konferenzsaal ging es am Samstagvormittag: Bei einer kleinen Studienreise wandelten die Konferenzteilnehmer selbst auf den Spuren der ehemaligen deutsch-polnischen Grenze in Oberschlesien. Die Reiseleiterin Ewa Czeczor unterhielt die Konferenzteilnehmer mit ihrem Humor und vermittelte dabei auch Wissenswertes zur Region, deutschen Minderheit und zur damaligen deutsch-polnischen Grenze. Die Überraschungsreise führte die Gruppe nach Ptakowitz zu einem Zollhaus, nach Repten zu einem Jungbrunnen und Grenzstein, nach Stollarzowitz zu einer Wohnsiedlung am Janplatz und nach Hindenburg zur Kirche St. Josef.

Ewa Czeczor am Grenzstein in Repten. Foto: Beate Tur.

Am Jungbrunnen in Repten. Foto: Beate Tur.

In Repten. Foto: Beate Tur.

In der Kirche St. Josef in Hindenburg. Foto: Lucas Netter.

Aber auch „etwas für Herz und Seele“, wie Monika Wittek – Spezialistin für Kultur beim VdG und Organisatorin der Konferenz seitens des VdG – das Kulturprogramm am Samstagabend treffend bezeichnete, wurde geboten. In der Basilika hielt zunächst Bischofsvikar Peter Tarliński einen Gottesdienst auf Deutsch ab und gab dann das Wort an Monika Wittek weiter, die das nachfolgende Konzert mit der Vorstellung der Musiker und Sänger einleitete. Dieses Musikprogramm wurde vom Bariton Oskar Koziołek-Goetz zusammen mit dem Jugendchor Con Colore vom DFK Tost unter Leitung von Karina Kupczyk und dem Elara Classic Trio (Elżbieta Skrzymowska (Geige), Ariadna Łęcka (Cello), Joanna Kanina (Klarinette)) dargeboten.

Foto: Beate Tur.

Bischofsvikar Peter Tarliński. Foto: Lucas Netter.

Foto: Lucas Netter.

Monika Wittek. Foto: Lucas Netter.

Foto: Beate Tur.

Foto: Lucas Netter.

 

Beate Tur

Über diese Konferenz wurde auch im Wochenblatt berichtet: In between – Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej.

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