Harry Ruff ist ein ukrainischer Maler, der Schwarzmeerdeutsche ist. Ich hatte das Glück, den Künstler 2019 in Odessa zu besuchen. Dort wohnte er sehr bescheiden, als er das von Russen okkupierte Donezk-Gebiet 2014 verlassen hat. Das Bayrische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland hat neulich ein Buch über ihn herausgegeben und darin fand ich sogar ein Bild, das mir Harry Ruff in Odessa präsentiert hat. So, wie in vielen seiner Bilder, wollte er dort mit hellen Farben Sonne und Ruhe vermitteln, dass die menschliche Hoffnung auf Glaube und Liebe basiert.
Trotz des schweren Schicksals, das er mit allen Deutschen in Sowjetzeiten teilte, was in dem ersten Kapitel des Buches klar angedeutet ist, hat er diese hoffnungsvolle Einstellung behalten. Nach dem Ausbruch des Krieges wurde auch er mit seiner Familie, wie Millionen Deutsche, nach Sibirien deportiert, wo ihn als jungen Mensch die Natur und Kunst begeistert hat. Schon als Maler konnte er 1959 in das Donezk-Gebiet zurückkehren und als Künstler arbeiten, bis plötzlich eine Begegnung mit dem KGB ihn zu einer 20-jährigen Pause im Schaffen gezwungen hatte. So lange schlief sein Talent.
Mein Treffen mit Ruff, der wieder weg aus der eigentlichen Heimat und getrennt von seiner Familie lebte, war ein Teil von Begegnungen mit der Geschichte des Leidens der Deutschen in Odessa im Hintergrund. Ein paar Meter von seiner Wohnung entfernt, an der Wand der St. Paul-Kirche, hängt eine Tafel, die dem ermordeten Musiker Teofil Richter gewidmet ist. Eine Odessitin erzählte mir, dass ihr deutscher Urgroßvater und sein Sohn vom KGB schon vor dem Krieg erschossen wurden.
In diesem Zusammenhang begeistert die ruhige Betrachtung der hellen Farben Ruffs, die auf der Krim und im Donezk auf die Leinwand gebracht wurden. Der russische Angriff erklärt, warum ab 2015 nicht mehr der Krim, sondern Odessa seine Aufmerksamkeit gilt. Der Krieg, vor dem Harry Ruff nach Odessa geflüchtet ist, tobt wieder. Aus familiären Gründen befindet er sich jetzt unter der russischen Okkupation. Hoffentlich begleiten ihn weiter die Farben und Pinsel.
Am Ende des Buches steht seine Botschaft: „Das Ziel meines Schaffens ist es, den Menschen die Schönheit der Natur, den Glauben an Gott und an sich selbst sowie die Liebe zur Welt zu vermitteln.“ Die Botschaft war noch nie so aktuell wie heute und besonders, obwohl nicht nur, dort, wo der Künstler lebt.
Bernard Gaida