Montag war der Tag der Beerdigung von Königin Elizabeth II., die das Interesse der Welt beherrschte. Die Anwesenheit von Staatsoberhäuptern war offensichtlich, die Massen von Briten, die ihr Staatsoberhaupt auf dem letzten Weg begleiten, im Prinzip auch verständlich, aber die Millionen von Menschen, die die Sendung in Ländern verfolgten, die weder mit England noch mit dem Commonwealth etwas zu tun haben, sind nicht so leicht zu erklären.
Man kann sich fragen, warum sie so weithin verehrt wurde. Wie hat sie sich diesen Respekt verdient? Immerhin nicht durch die originellen Hüte oder den gleichbleibenden Schnitt der Kostüme. Die britische Monarchie gibt dem König nicht so viel Gelegenheit, die aktuelle Politik der aufeinanderfolgenden Regierungen zu beeinflussen, dass man auf diesem Gebiet nach besonderen Verdiensten suchen könnte. Was also hat diese Königin des Hauses Windsor, des deutschen Adelsgeschlechts von Sachsen-Coburg-Gotha, so viel Aufmerksamkeit und in den letzten Tagen so viele Äußerungen echter Trauer von Menschen aller sozialen Gruppe, Altersgruppen und Nationen erregt?
Ich weiß, dass Vergleiche in einer solchen Situation unangemessen oder gefährlich sein können, aber ich erinnere mich an den Besuch von Johannes Paul II. im säkularisierten Schweden im Jahr 1989. Die schwedischen Medien fragten ironisch, zu wem er käme und warum man diese Kosten verursache, da es in Schweden nur etwa hunderttausend Katholiken gebe. Als die Jugend das Stadion in Stockholm zum Treffen mit dem Papst füllte und trotzdem nicht alle hineinpassten, wurden alle auf dieses Phänomen angesprochen. Ich erinnere mich, dass die meisten Soziologen meinten, es gäbe Hunger nach Autoritäten, die entgegen den Tendenzen und ohne auf die Umfragewerte zu schauen, immer die gleichen Ansichten vertreten und an sie glauben. Höchstwahrscheinlich widersprachen die meisten dem Papst in vielen Fragen, vom Glauben bis zur Ethik, respektierten ihn jedoch für die Klarheit seiner Gedanken. Heute, nach Elizabeths Beerdigung, bildet diesen Respekt meiner Meinung nach auch die Dauerhaftigkeit dieser Institution, die in einer Welt, die sich auf fast beängstigende Weise verändert, mit ihrer Beständigkeit symbolisiert. Der Gedenkgottesdienst in Westminster findet, wie wir gehört haben, seit 1060 in gleicher Weise statt. Und die Königin selbst sagte über die Vergänglichkeit der Welt: „Vieles bleibt unverändert, einschließlich des Evangeliums von Christus und seiner Lehre.“ Sie selbst war ein Symbol dieser Unveränderlichkeit.
Im Gegensatz dazu tauchte in der Meldungsleiste die immer wiederkehrende Information auf, dass bei den Kämpfen an der tadschikisch-kirgisischen Grenze 94 Menschen getötet wurden. In einer Welt, die von lokalen Konflikten, dem Krieg in der Ukraine, der Migrations- und Klimakrise, der demontierten Demokratie in Europa, der Diskriminierung von Kindern durch die polnische Regierung, die als Vorbild christlicher Tugenden gelten will, erschüttert ist, ist der Verlust weiterer Autoritäten sehr besorgniserregend.
Bernhard Gaida