„Wir leben unter uns, aber wir wissen nichts voneinander“

„Wir leben unter uns, aber wir wissen nichts voneinander“

Am 16. April 2024 hat im Dokumentations- und Ausstellungszentrum der  Deutschen in Polen eine weitere Veranstaltung im Rahmen des Projekts „Minderheiten im Dialog. Interkulturelle Gesprächsreihe“ stattgefunden. Dies war das vierte Treffen, das darauf abzielt, die Kultur der in Polen lebenden nationalen und ethnischen Minderheiten näher zu bringen. Diesmal waren die Gäste des Zentrums Vertreter der Roma: Władysław Kwiatkowski und Józef Merstein Jochymczyk.

In der Roma-Gemeinschaft ist die mündliche Überlieferung sehr wichtig, und obwohl man sich im Laufe der Jahre gesträubt hat, über schwierige Erfahrungen zu sprechen, begann die ältere Generation auf Anregung der jüngeren, ihre Erinnerungen zu teilen. Heute werden diese im Historischen Institut der Roma in Oświęcim aufbewahrt, das eine der vielen Initiativen des Verbandes der Roma in Polen ist.

Władysław Kwiatkowski, ein langjähriger Aktivist des Verbandes und Direktor des Anfang 2024 gegründeten Zentrums für die Geschichte und Kultur der Roma in Oświęcim, sprach über Initiativen für diese Gemeinschaft. Im Gespräch mit der Moderatorin Dominika Gorgosz-Złoty skizzierte er die verschiedenen Aktivitäten, die zur Verbesserung der Situation der Roma und ihrer Wahrnehmung unternommen werden: Forschungs- und Bildungsprojekte oder Publikationen. Er verwies auf die komplexe und oft schwierige Geschichte dieser Gemeinschaft und gab einen Überblick über die aktuelle Situation der Roma in Polen  ̶  eine Gruppe, über die wir noch sehr wenig wissen.

Die Gäste des Treffens waren umgeben mit Fotografien von Janusz Helfer, die eine Art Reportage über das Wanderleben der Roma darstellen, das mit der Zwangsansiedlung dieser Gemeinschaft in den Nachkriegsjahren endete. Den Höhepunkt des Abends bildete der Auftritt von Józef Merstein Jochymczyk, der einige ausdrucksstarke Lieder im Stil des Gipsy-Jazz sowie Lieder im eigenen Arrangement spielte. Er erklärte dem Publikum auch die Idee, die hinter dem Inhalt vieler der in der Sprache der Roma vorgetragenen Lieder steht: dass die ständige Wanderung der Roma von der Suche nach Glück motiviert war.

Die Ausstellung „Zigeuner  ̶  Roma. Vergessene Bilder“ ist noch bis Ende Juni im Sitz des Zentrums in der ul. Szpitalna 11 in Oppeln zu sehen. Der Eintritt zur Ausstellung ist frei, geplant sind auch Begleitveranstaltungen.

Für die nächste Veranstaltung im Rahmen des Projekts „Minderheiten im Dialog. Interkulturelle Gesprächsreihe“ laden die Organisatoren zur Nacht der Museen ein: am 18. Mai 2024. Diesmal geht es um ein Treffen mit Vertretern der Karäer  ̶  der kleinsten ethnischen Minderheit in Polen. Die Veranstaltung beginnt um 18:00 Uhr; mehr Informationen dazu werden schon bald auf der Internetseite des Zentrums (www.cdwbp.opole.pl) veröffentlicht.

Das Projekt „Minderheiten im Dialog. Interkulturelle Gesprächsreihe“ wird vom Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) aus dem Haushalt des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland über den Verband der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen finanziert.

Bogna Piter

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